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Anwalt von Deniz Yücel drohen zwei Jahre Haft in der Türkei

Archivmeldung vom 07.05.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.05.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
SürücüIstanbul Çağlayan Justiz Palast (Gericht) in Istanbul (Türkei)
SürücüIstanbul Çağlayan Justiz Palast (Gericht) in Istanbul (Türkei)

By Ilyacadiz - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39355926

Der Verteidiger des bis vor kurzem in der Türkei inhaftierten "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel steht am kommenden Mittwoch als Angeklagter in Istanbul vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft Veysel Ok Beleidigung der Justiz vor. Ok hatte am 25. Dezember 2015 in einem Interview mit der mittlerweile eingestellten Zeitung "Özgür Düsünce" unter anderem erklärt, die türkische Justiz sei "durchgängig gleich gefärbt" und spreche "mit einer Stimme".

Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf Oks Verteidigerteam berichtet, wurde das Verfahren gegen ihn laut Anklageschrift nach einer Beschwerde aus dem Büro von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan begonnen. Der Prozess gegen Ok vor dem Amtsgericht in Istanbul begann am 19. September 2017. Am kommenden Mittwoch steht die vierte Sitzung an, in der auch das Urteil erwartet wird. Ok verteidigte den "Welt"-Korrespondenten Yücel seit dessen Festnahme wegen Terrorpropaganda und Volksverhetzung im Frühjahr des vergangenen Jahres. Er ist noch immer Yücels Verteidiger in dessen fortdauernden Verfahren vor dem Strafgericht in Istanbul und vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg. Yücel wurde im Februar 2018 vorläufig auf freien Fuß gesetzt und hat die Türkei mittlerweile verlassen.

Im Verfahren gegen Ok hatte ein Rechtsvertreter Erdogans beantragt, im Namen des Präsidenten gehört zu werden. Dem gab das Gericht nicht statt, weil Erdogan durch Oks Äußerung "nicht unmittelbar geschädigt" worden sei. In seiner Stellungnahme zur Anklage hatte Ok erklärt: "Ich habe schon sehr viele türkische Journalisten vor Gericht verteidigt. Und fast alle wurden inhaftiert. Ich habe lediglich meine Erfahrung als Rechtsanwalt mitgeteilt. Ich glaube nicht, dass die Untersuchungsgerichte unabhängig sind." Er fügte hinzu: "Ich bin selbst Teil des Justizsystems. Ich hatte nicht die Absicht, es zu beleidigen. Aber ich bin berechtigt, das Justizsystem zu kritisieren." Mit Ok ist auch der Reporter Cihan Acar angeklagt, der das Interview geführt hatte.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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