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224 registrierte Fälle von sexueller Belästigung bei Feiern zum Ramadan-Ende

Archivmeldung vom 23.07.2015

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.07.2015 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Flagge von Ägypten
Flagge von Ägypten

Während des dreitägigen Eid-Festes, das für Muslime das Ende des Fastenmonats Ramadan markiert, hat die zivilgesellschaftliche Bewegung „Shoft Ta7rosh“ („Ich habe Belästigung gesehen“) vom 17. bis zum 19. Juli 2015 insgesamt 224 Fälle von sexueller Belästigung in Kairo registriert. Es wurden 132 Fälle von verbaler Belästigung, 90 Fälle von physischen Übergriffen und zwei Fälle von Mob-Angriffen auf Mädchen und Frauen verzeichnet. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) kritisiert, dass die ägyptische Regierung absichtlich die Verbreitung der Falschinformation fördere, die sexuelle Belästigung während des Eid-Festes sei in den vergangenen Jahren zurückgegangen.

Die Sprecherin der regierungsnahen Organisation National Council for Women (NCW) Mervat al-Telawy gab an, das Ausmaß des Problems sei während des dreitägigen Festes in der ägyptischen Hauptstadt zurückgegangen. 2014 wurden vom NCW 141 Fälle verzeichnet. Die Bewegung „Shoft Ta7rosh“, die sich dem Kampf gegen sexuelle Belästigung in Ägypten verschrieben hat, wurde 2012 gegründet. Hunderte Freiwillige versuchten in verschiedenen Teilen Kairos, Opfer von sexueller Belästigung zu schützen und die Angreifer entweder zu ermahnen oder ̶ sollten sie sich als unbelehrbar erweisen ̶ den Sicherheitskräften zu übergeben.

In einer einzigartigen Studie hatte das Ägyptische Zentrum für Frauenrechte (ECWR) im Jahr 2008 dokumentiert, dass nur 2,4 Prozent der Opfer von sexuellen Übergriffen sich an die ägyptische Polizei wendet. In der Studie wurden über 2.800 Frauen befragt. Es zeigte sich, dass Polizisten selbst zu den häufigsten Tätern zählten.

IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin kritisiert, dass die ägyptische Regierung mit Hilfe des National Council for Women (NCW) versuche, durch die Vorspiegelung falscher Tatsachen ein Bild von Stabilität und Sicherheit zu suggerieren. „Dabei verschließt die Regierung aber die Augen vor einem wachsenden Problem: der enorm hohen Zahl sexueller Übergriffe, die nach Beendigung des Ramadan sogar noch höher ist“, so Lessenthin. Die ägyptische Regierung sähe die Dringlichkeit nicht, sich diesem Problem zuzuwenden.

Die ägyptische Frauenrechtsbewegung kämpft seit vielen Jahren dafür, dass das Problem gesellschaftlich wahrgenommen wird. Lange wurde das Problem schlicht geleugnet. Als es durch Videos in sozialen Netzwerken nicht mehr abgestritten werden konnte, galten die Opfer von Belästigung und Missbrauch als „selbst Schuld“. Untersuchungen aus der Frauenrechtsbewegung zeigten schließlich, dass die Kleidung der Opfer statistisch gesehen praktisch keinen Einfluss auf die Häufigkeit von Übergriffen hat. Initiativen wie „HarassMap“ begannen, sich für die strafrechtliche Verfolgung einzusetzen – mit ersten Erfolgen, denn bis zum Jahr 2014 waren sexuelle Belästigung und Nötigung unterhalb der Vergewaltigung in Ägypten nicht strafbar.

Ein 2014 eingeführtes Gesetz gegen sexuelle Belästigung sieht nun für sexuelle Belästigung Gefängnisstrafen von mindestens sechs Monaten und/oder Geldstrafen von 3.000 bis 5.000 ägyptische Pfund (umgerechnet ca. 350 bis 583 Euro) für all jene Ägypter vor, die der sexuellen Belästigung an öffentlichen oder privaten Plätzen für schuldig befunden werden. Die Organisation „Shoft Ta7rosh“ zeigt sich indessen besorgt darüber, dass weiterhin die meisten der betroffenen Frauen und Mädchen keine Anzeige bei der Polizei erstatten wollten.

Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)

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