Union und SPD halten US-Überlegungen zur Ukraine für "verheerend"

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Vor dem Hintergrund des erhöhten US-Drucks auf die Ukraine haben Außenpolitiker von Union und SPD Überlegungen zu möglichen Gebietsabtritten an Russland eine Absage erteilt. "Nach der Verfassung ist die Krim Teil des ukrainischen Staatsgebietes", sagte Jürgen Hardt (CDU), außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, den Zeitungen der Mediengruppe Bayern.
"Deshalb hat der ukrainische Präsident keine Möglichkeit, auf das
amerikanische Ansinnen einzugehen. Es wäre auch politisch verheerend,
wenn Russlands Aggression belohnt würde."
US-Medienberichten
zufolge sollen die USA Kiew Vorschläge für Zugeständnisse an Moskau
vorgelegt haben und erwarten beim heutigen Treffen in London eine
Antwort, einem "Axios"-Bericht zufolge hat US-Präsident Trump der
Ukraine ein "finales Angebot" vorgelegt. Demnach soll die Ukraine nicht
nur auf den Nato-Beitritt, sondern auch auf die 2014 von Russland
annektierte Halbinsel Krim verzichten. Die Ukraine soll demnach "robuste
Sicherheitsgarantien" durch die Europäer bekommen. Wie genau das
ausbuchstabiert werden soll, ist nicht angedeutet.
Hardt sagte
dazu: "Wie die Nachkriegsordnung aussieht, muss verhandelt werden. Für
die künftige Bundesregierung ist klar, wir stehen zu der auf dem
Washingtoner Nato-Gipfel bekräftigten Nato-Beitrittsperspektive für die
Ukraine."
Der außenpolitische Sprecher der
SPD-Bundestagsfraktion, Nils Schmid, sagte: "Die Forderungen nach
endgültigen Gebietsabtritten und der dauerhafte Verzicht auf eine
Nato-Mitgliedschaft würden einen massiven Eingriff in staatliche
Souveränitätsrechte der Ukraine darstellen. Wir haben immer gesagt, dass
es kein Friedensabkommen über die Köpfe der Ukraine hinweg geben darf."
Robuste
Sicherheitsgarantien durch Europa seien ohne die USA "kaum
vorstellbar", sagte Schmid. "Russland würde versuchen, dies zu seinen
Gunsten auszunutzen. Die USA sollten sich sehr genau überlegen, ob sie
dieses Signal der Schwäche an Moskau aussenden wollen."
Der
Parteivorsitzende der Linken, Jan van Aken, reagierte irritiert auf die
US-Pläne: "Es ist Irrsinn, schon vor einer Verhandlung ein mögliches
Zugeständnis auf den Tisch zu legen. Das zeigt einmal mehr, dass die USA
nicht an einem gerechten Frieden für die Ukraine interessiert ist,
sondern offenbar eine anderen, schmutzigen Deal mit dem Kreml im Sinn
hat." Zu möglichen Sicherheitsgarantien sagte van Aken: "Der Ansatz ist
schon falsch - ja, es braucht Sicherheitsgarantien, die müssen auch mehr
sein als nur ein Stück Papier. Aber da gibt es deutlich mehr
Möglichkeiten als nur eine militärische "robuste" Garantie - zum
Beispiel die Einbindung chinesischer Soldaten in eine Blauhelmtruppe in
der Ukraine."
Quelle: dts Nachrichtenagentur