Ukraine: Berichte über Manipulationen bei Parlamentswahlen
Archivmeldung vom 04.10.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.10.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Block von Julia Timoschenko (BJuT) unterstützt die Forderungen des ukrainischen Präsidenten Wiktor Juschtschenko nach einer Untersuchung von Manipulationsversuchen der Ergebnisse der ukrainischen Parlamentswahlen. Julia Timoschenko traf gestern mit dem Präsidenten zusammen und bestätigte hinterher ihre Besorgnis in dieser Hinsicht.
Frau Timoschenko sagte: "Es scheint, dass illegale Handlungen
vorliegen, die darauf abzielen, den demokratischen Prozess zu
untergraben und die Wahlergebnisse zu verfälschen." Frau Timoschenko
verwies auf die langwierigen Verzögerungen bei der Auszählung der
Stimmen im Osten und Süden des Landes und einen koordinierten
Versuch, die Ergebnisse der Partei der Regionen und der
Sozialistischen Partei zu stärken. Die Sozialistische Partei benötigt
einen Stimmenanteil von mehr als drei Prozent, um ins Parlament
einzuziehen.
Der BJuT berichtete von Manipulationen in Wahllokalen aus mehr als
10 Regionen, darunter die Krim und die Regionen Dnjepropetrowsk,
Donetsk, Luhansk, Odessa und sogar Kiew.
Gestern meldeten Georg Targamadze und Levan Tarkhnischwili, die
Leiter des georgischen Wahlbeobachterteams, Manipulationen in der
Stadt Donetsk zugunsten der Sozialistischen Partei und der Partei der
Regionen. Auf einer Pressekonferenz berichteten sie von
betrügerischer Verwendung zusätzlicher Wahlzettel,
Unregelmäßigkeiten bei den Wählerlisten und Fällen von doppelten
Stimmabgaben.
"Angesichts dieser Verstösse sollten die Wahlergebnisse von
einigen Wahllokalen für ungültig erklärt werden", sagte Herr
Targamadze.
Außerdem erklärte Herr Tarkhnischwili, dass der Leiter der
Wahlkommission des Wahllokals Nr. 36, Jasur Lutfullaev ernsthaft
bedroht wurde, nachdem er Tatsachen über Manipulationen in seinem
Wahllokal gemeldet hatte.
Am Montag berichtete die Nachrichtenagentur UNIAN, dass die
Sozialisten im Wahllokal Nr. 48 der Stadt Mariupol in der Region
Donetsk 50,21 Prozent der Stimmen erzielt hatten -- im Vergleich zu
22,63 Prozent bei den Parlamentswahlen von 2006 -- und zufolge der
derzeit von der Zentralen Wahlkommission (ZWK) vorgelegten
Wahltagsbefragungen und Ergebnisse weniger als drei Prozent
landesweit.
Angesichts der Verzögerungen bei der Stimmenauszählung hatte die
ZWK am Dienstag um 19.00 Uhr, zwei Tage nach Schließung der
Wahllokale, 97,97 Prozent der Stimmen ausgezählt und davon 34,14 der
Partei der Regionen, 30,86 Prozent dem BJut, 14,29 Prozent dem
Parteienbündnis Unsere Ukraine-Selbstverteidigung des Volkes, 5,36
Prozent der Kommunistischen Partei, 3,95 Prozent dem Litwin-Block und
2,90 Prozent der Sozialistischen Partei zugesprochen.
Die oben genannten Zahlen stimmen nicht mit normalerweise
zuverlässigen Wahltagsbefragungen überein, denen zufolge der BJuT am
Sonntag Abend einen Prozentpunkt hinter der Partei der Regionen lag.
Im Jahr 2004 wurde die Partei der Regionen weithin für einen der bedeutendsten Wahlbetrüge in Europa verantwortlich gemacht, welcher die Orange Revolution auslöste.
Quelle: Pressemitteilung BJuT