Weltbank warnt Europa vor Energiekrise
Archivmeldung vom 19.03.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Weltbank hat Europa und die zentralasiatische Region vor einer schweren Energiekrise gewarnt. In Osteuropa, der ehemaligen Sowjetunion und Zentralasien seien in den kommenden 20 Jahren Investitionen von rund 3,3 Bio. Dollar erforderlich, um die Energieversorgung aufrecht zu erhalten.
Andernfalls drohten trotz der
verfügbaren Reserven massive Engpässe. Bis 2030 könne die gesamte Region
vom Netto-Energieexporteur zum Importeur werden.
Drastischer Nachfrageanstieg
"Die russische Regierung arbeitet bereits an einer Modernisierung der Energieinfrastruktur", sagt Martin Hoffmann, Regionaldirektor beim Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft, im Gespräch mit pressetext. Der Prozess sei also schon im Gange. Gleichsam sei der Investitionsbedarf aber nach wie vor hoch. "Über einen Zeitraum von 20 Jahren ist die erforderliche Summe realistisch", meint Hoffmann.
Die Weltbank geht in Europa und Zentralasien von einem Anstieg der Nachfrage nach Primärenergie wie Kohle oder Gas um 50 Prozent bis 2030 aus. "Die Nachfrage nach Elektrizität dürfte um 90 Prozent steigen", meint Peter Thomson, Weltbank-Direktor für nachhaltige Entwicklung der europäischen und zentralasiatischen Region. In der Finanzkrise habe sich das Wachstum des Energiehungers zwar verlangsamt. Schon davor kam es in einigen Ländern jedoch zu spürbaren Engpässen.
Länder unter Zeitdruck
Maßnahmen sind der Organisation zufolge sowohl auf der Zuliefer- als auch auf Nachfrageseite erforderlich. Die Region war von der Wirtschaftskrise weltweit am härtesten betroffen. Sie verschaffe den Ländern zwar Luft und notwendigen Handlungsspielraum. Dadurch habe sich jedoch nur ein Aufschub der drohenden Engpässe um fünf bis sechs Jahre ergeben. Ohne Verhaltensänderung drohe angesichts der erwarteten Rückkehr zu einem "enorm dynamischen Wirtschaftswachstum" die Energiekrise.
Um die Verfügbarkeit von Öl, Gas und Kohle sicherzustellen seien bis 2030 Investitionen von knapp 1,3 Bio. Dollar notwendig. Darüber hinaus seien höhere Kapazitäten in der Stromnetzinfrastruktur erforderlich, die einer Finanzierung in Höhe von 1,5 Bio. Dollar bedürfen. Weitere 500 Mrd. Dollar müssten in den Fernwärmeausbau fließen. Die Maßnahmen seien jetzt erforderlich, betont die Weltbank. Bereits ein zehnprozentiges Energiedefizit könne das Wirtschaftswachstum um ein Prozent bremsen.
Quelle: pressetext.deutschland (Manuel Haglmüller)