Holbrooke: Irak-Krieg ist viel schlimmer als Vietnam
Archivmeldung vom 26.04.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.04.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer US-Diplomat und frühere Uno-Botschafter Richard Holbrooke rechnet nicht mit einem Krieg Amerikas gegen den Iran. "Ein Krieg gegen Teheran ist selbst in weiter Ferne nicht absehbar", sagte er den Stuttgarter Nachrichten (Freitag).
Die
US-Truppen seien bis zum Äußersten im Irak und in Afghanistan
beansprucht. "Im Iran gibt es keine Ziele, Luftangriffe auf
Atomanlagen würden nichts erreichen, sie würden international zu
verheerenden Folgen führen."
Den Irak-Krieg nannte Holbrooke "ein Desaster historischen
Ausmaßes, das sich weiter ausdehnt. Ich dachte nie, dass ich einmal
sagen werde, dass der Irak-Krieg schlimmer ist als Vietnam. Viel
schlimmer." Ein sofortiger und vollständiger Abzug sei zwar attraktiv
- "und vielleicht kommt es dazu" - aber es sei El Kaida, die den
US-Erfolg im Irak verhinderten: "Und wenn wir gehen, wird El Kaida
stärker." Das werde auch der neue US-Präsident nicht ignorieren
können. Holbrooke, der die Demokraten-Kandidatin Hillary Clinton
unterstützt, traut der Senatorin von New York zu, "die anstehenden
Probleme ohne Zeitverzug anzugehen. Sie wird von Beginn an stark
sein, auch weil sie den Apparat im Weißen Haus kennt."
Das von Washington geplante Raketenabwehrsystem über Europa lehnt
Holbrooke ab: "Es trennt die Nato in Erste- und
Zweite-Klasse-Mitglieder - in die, die geschützt werden und in die,
die nicht geschützt werden. Es ist nicht einmal klar, ob das System
technisch funktioniert, aber es führt zum Widerstand unserer
Verbündeten - ein hoher Preis."
Quelle: Pressemitteilung Stuttgarter Nachrichten