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Polnischer Historiker kritisiert Holocaust-Gesetz scharf

Archivmeldung vom 05.02.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.02.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Sejm der Republik Polen
Sejm der Republik Polen

Foto: Network.nt
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der polnisch-US-amerikanische Historiker Jan Gross hat das so genannte Holocaust-Gesetz, das gerade in Polen vom Parlament und Senat verabschiedet wurde, scharf kritisiert. Danach ist es künftig unter Strafe verboten, die polnische Nation in Verbindung mit NS-Verbrechen zu bringen. Laut Gross kriminalisiere das Gesetz "faktisch jeden Juden, der den Holocaust in Polen überlebt hat" sagte der Historiker der "Welt am Sonntag".

"Natürlich gab es viele Polen, die Juden geholfen, sie versteckt und geschützt haben" sagte Gross weiter. "Aber jeder Jude, der sich vor der SS oft mit polnischer Hilfe in Sicherheit bringen konnte, erzählte eben auch Geschichten darüber, wie er von anderen Polen erpresst, geschlagen oder verfolgt wurde." Er selbst habe "hunderte von Zeitzeugenberichten mit Überlebenden gelesen, die darüber Zeugnis abgelegt haben." Gross befürchtet, dass das neue Gesetz eine einschüchternde Wirkung auf Lehre, Forschung und Medien entfalten könne. "Ich glaube, dass sich Journalisten künftig sehr genau überlegen werden, ob sie über historisch sensible Themen recherchieren und schreiben werden. Nicht nur sie persönlich, sondern auch die Verlage können im Zweifel haftbar gemacht werden" warnte Gross in der "Welt am Sonntag".

Wenn nicht mehr öffentlich über Antisemitismus in Polen gesprochen werde, würden auch vom Staat angestellte Lehrer "sehr vorsichtig sein, mit ihren Schülern über die Rolle der Polen bei Pogromen" zu sprechen. "Es ist gefährlich, wenn die jungen Leute in Polen nicht um die dunklen Kapitel unserer Geschichte wissen und darum auch mögliche Neuauflagen nicht erkennen." Jan Gross hatte im Jahr 2001 ein Buch über das Pogrom von Jedwabne veröffentlicht und darin nachgewiesen, dass in der nordostpolnischen Kleinstadt im Juli 1941 etwa 300 Juden von ihren polnischen Nachbarn umgebracht worden waren. Das umstrittene Gesetz, dass auch von der EU, den USA und Israel kritisiert wird, ist nach Ansicht von Gross Teil einer länger nationalistischen Radikalisierung, die von der Regierung in Polen bewusst gefördert werde. Die Rechtskonservativen bauten ein Feindbild auf, um innenpolitisch zu mobilisieren. Unrühmliche Kapitel der polnischen Geschichte sollten nun offenbar aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt werden.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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