US-Geheimdienst hat BND-Mitarbeiter abgehört
Archivmeldung vom 21.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUS-Geheimdienste haben offenbar per Satelliten-Telefon aus dem Irak während des US-geführten Krieges übermittelte Berichte zweier BND-Mitarbeiter an ihre Zentrale nach Pullach bei München abgehört und so möglicherweise für sie nützliche Detailkenntnisse erhalten. Das vermutet die Bundesregierung laut einem Bericht der Leipziger Volkszeitung.
Zugleich wird eingeräumt, dass die in Katar liegende
US-Kommando-Zentrale für den Irak den BND "mehrfach gedrängt" habe,
kriegsrelevante Informationen aus Bagdad zu liefern. Der BND sei aber
"aus Überzeugung" nicht darauf eingegangen. Von 125 BND-Berichten
waren 25 offiziell an US-Dienste weitergegeben worden, in zwei
brisanteren Fällen mit bewusster viertägiger Verzögerung.
Diesen Schluss ziehe die Regierung in ihrem vertraulichen Bericht
zur "BND-Affäre". Die Dokumentation liegt seit Montagnachmittag den
Mitgliedern des Parlamentarischen Kontroll-Gremiums (PKG) vor, das
darüber am Mittwoch beraten wird. Hinterher entscheidet die
Bundesregierung, auch abhängig vom Meinungsbild im PKG, welche
Berichts-Teile allgemein veröffentlicht werden. Es wurde die
Erwartung geäußert, "dass bis auf kleine Teile des Berichts alles
öffentlich werden soll".
Mitglieder des Gremiums meinten gegenüber der Zeitung, bis auf die
einzelnen Hintergründe der Entführung des Deutsch-Libanesen Khaled
el-Masri durch die CIA seien alle Vorwürfe "schneller aufgeklärt, als
es ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss je vermocht hätte".
Aber es sei eben nicht möglich, auch nicht vor einem
Untersuchungsausschuss, einen ominösen deutsch sprechenden
US-Geheimdienstmitarbeiter, der an el-Masris Vernehmung in
Afghanistan beteiligt gewesen sein soll, um Auskunft zu bitten.
Zugleich wird in dem Bericht kritisch angemerkt, dass an einer
Vernehmung des Deutsch-Syrers Mohammed Hydar Zammar in einem
syrischen Gefängnis BKA-Beamte teilgenommen hätten. Dies sei
seinerzeit aber auf Wunsch von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD)
geschehen. Damit sei "eine rote Linie" überschritten, auch weil
dieser Misshandlungen berichtet haben soll. Zukünftig soll in solchen
Fällen jegliches Auslands-Verhör abgebrochen werden. Kritisch wird
zudem vermerkt, dass Schily nicht umgehend darüber informiert habe,
dass ihm der damalige US-Botschafter Coats zu Pfingsten 2004 die
Entschuldigung der USA für die "versehentliche" Entführung el-Masris
übermittelt habe.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung