Der Tonking-Zwischenfall
Archivmeldung vom 09.03.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.03.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Michael DahlkeAm 2. August 1964 griffen nordvietnamesische Patrouillenboote den US-Zerstörer "Maddox“ und zwei Tage später den US-Zerstörer "C. Turner Joy“ an. Nach der offiziellen Version der amerikanischen Regierung kam dieser Angriff "völlig überraschend“.
Der US-Präsident Lyndon B. Johnson nutzte dies um ein Vergeltungsbombardement gegen Nordvietnam anzuordnen. Zudem gab ihm der US-Kongress Generalvollmachten für die Ausweitung der militärischen Aktivitäten. Damit waren die gesetzlichen Voraussetzungen für ein militärisches Eingreifen der USA in den Vietnamkrieg geschaffen.
Bis zu dem Tonking-Zwischenfall hatte Washington immer darauf gepocht,
nur in beratender Weise für das pro amerikanische Südvietnam tätig zu
sein.
Erst Jahre später wurde bekannt, dass die offizielle amerikanische
Darstellung dieses Zwischenfalls ein Lüge war. Aus den 1971
veröffentlichten Pentagon-Papieren ging hervor, dass bereits im
Frühjahr 1964 die Bombardierung Nordvietnams geplant war. Zudem hatten
amerikanische Truppen schon seit Anfang 1964 geheime Militäroperationen
durchgeführt. So wurden am 30. Juli zwei nordvietnamesische Inseln
angegriffen. Daher ist es entgegen der offiziellen amerikanischen
Darstellung eher wahrscheinlich, dass der Tonking-Zwischenfall eine
direkte Reaktion Nordvietnams auf die vorangegangene amerikanische
Militäraktion war.
Die USA engagierten sich bereits seit Beginn der 50er Jahre in
Vietnam. Für Washington war dies Teil des Kampfes gegen den sich
ausbreitenden weltweiten Kommunismus. So befürchtete man, dass sich der
Kommunismus bei einem Sieg Nordvietnams in den Nachbarstaaten
ausbreiten könnte.