Welthungerhilfe: Bei Afghanistanhilfe wurde zu viel über Militärisches und zu wenig über Politisches nachgedacht
Archivmeldung vom 22.05.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.05.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Welthungerhilfe, mit 19 internationalen Mitarbeitern, davon 13 Deutsche, eine der zentralen zivilen Wiederaufbau-Organisationen in Afghanistan, beklagt, dass "bei den bisherigen Diskussionen über die militärischen Optionen" angesichts der akuten Krisenlage vor Ort "vergessen wurde, dass die politischen Möglichkeiten noch bei weitem nicht ausgeschöpft sind".
Der
Generalsekretär der Hilfsorganisation, Hans-Joachim Preuß, sagte in
einem Interview mit der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe):
"Es ist an der Zeit, in einen nationalen Dialog einzutreten mit allen
Kräften in Afghanistan, die über Macht und Einfluss verfügen." Der
Fortschritt sei langsam und müsse zäh erkämpft werden.
Trotz der jüngsten Terroranschläge sei weitere zivile
Wideraufbauhilfe noch verantwortbar. Sie sei sogar "bitter notwendig,
denn Afghanistan gehört zu den ärmsten Ländern der Welt". Die
Fortsetzung der Wiederaufbau-Hilfe könne es aber nur unter einer
Bedingung geben: "Es muss klar sein, dass
Nichtregierungsorganisationen absolut neutral und nur dem Gebot der
humanitären Hilfe verpflichtet sind. Wenn man als Teil einer
Regierungs- oder Militärstrategie wahrgenommen wird, gerät man ins
Visier all jener Kräfte, die den Wiederaufbau mit Gewalt bekämpfen."
Preuß beklagte, dass es in Afghanistan noch immer starke Warlords gebe, "die nicht das geringste Interesse daran haben, dass sich die afghanische Zentralgewalt mit Hilfe der Ausländer in ihren Herrschaftsgebieten etabliert, weil sie zum Beispiel im Opiumhandel tätig sind". Es gehe deshalb "nicht nur um den Kampf gegen den Terror, Afghanistan ist viel komplexer", meinte Preuß.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung