Flug MH17: Gericht in Den Haag weist Antrag auf neue Vernehmung russischer Experten ab
Archivmeldung vom 09.07.2021
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.07.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Anja SchmittIm Prozess zum Boeing-Absturz 2014 in der Ostukraine hat das zuständige Gericht in den Niederlanden den Antrag der Verteidigung auf eine neue Vernehmung von Experten des russischen Rüstungskonzerns „Almas-Antei“ abgewiesen, wie der vorsitzführende Richter Hendrik Steenhuis mitteilte.
Die deutsche Ausgabe des russischen online Magazins "SNA News" schreibt weiter: "Zuvor hatte die Anwältin Sabine ten Doesschate, die die Interessen des angeklagten Oleg Pulatow vertritt, gegenüber Medien mitgeteilt, dass die Verteidigung das Gericht ersucht habe, Experten von Almas-Antei zu vernehmen.
„Das Gericht ist der Meinung, dass Almas-Antei seine Haltung klar formuliert hat. Also wird von niemandem erwartet, dass Almas-Antei einen zusätzlichen Bericht vorlegen wird … Deshalb weist das Gericht diesen Antrag der Verteidigung ab“, sagte der Richter in einer Gerichtsverhandlung am Donnerstag.
Die niederländische Staatsanwaltschaft hatte bei den Anhörungen im Juni darum ersucht, den Antrag der Verteidigung auf eine neue Vernehmung der Almas-Antei-Experten abzulehnen. Denn ein Experte des Konzerns sei zuvor sieben Tage lang – zuerst individuell und dann gemeinsam mit Experten aus dem Luft- und Weltraumzentrum der Niederlande und der Königlichen Militärakademie Belgiens – sowie schriftlich befragt worden, hieß es.
Die internationale Ermittlergruppe, die unter Leitung der Generalstaatsanwaltschaft der Niederlande ohne Beteiligung Russlands die Umstände des Unglücks untersucht, hatte bereits Zwischenergebnisse ihrer Arbeit vorgelegt.
Die Ermittler behaupten, dass die Boeing 777 von einem Fla-Raketenkomplex Buk der in Kursk stationierten 53. Fla-Raketenbrigade der russischen Streitkräfte abgeschossen worden sei.
Indes haben Fachleute des russischen Unternehmens Almas-Antei drei Experimente durchgeführt, die beweisen, dass die Buk-Rakete nicht von dem damals von den Volksmilizen kontrollierten Ort Perwomaiskoje, sondern von der Ortschaft Saroschtschenskoje abgefeuert worden war, die zu diesem Zeitpunkt unter Kontrolle der ukrainischen Armee stand.
Der Gerichtsprozess zum Absturz der malaysischen Boeing 777, Flug MH17, war am 9. März 2020 in den Niederlanden eingeleitet worden. Die Hauptverdächtigen sind die Russen Igor Girkin, Sergej Dubninski, Oleg Pulatow und der Ukrainer Leonid Chartschenko. Pulatow wird von einer russischen und einer niederländischen Anwältin vertreten. Die Gerichtsverhandlungen zur Hauptsache haben am 7. Juni begonnen.
Die Boeing 777, die von Amsterdam nach Kuala Lumpur unterwegs war, stürzte am 17. Juli 2014 bei Donezk ab. An Bord befanden sich 298 Menschen. Niemand überlebte. Kiew hat die Volksmilizen wegen dieser Flugzeugkatastrophe beschuldigt. Wie diese erklärten, verfügten sie über keine Waffen, die ein Flugzeug in einer so großen Höhe hätten abschießen können.
Das russische Außenministerium betonte, die von der gemeinsamen Ermittlergruppe erhobenen Anschuldigungen gegen Russland wegen des Unglücks mit der malaysischen Boeing seien haltlos und bedauernswert. Das Ermittlungsverfahren sei voreingenommen und einseitig.
Wie der russische Präsident Wladimir Putin kritisierte, ist Russland nicht zu dem Ermittlungsverfahren zugelassen worden.
Der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, hat wiederholt erklärt, dass Moskau die Anschuldigungen wegen der Beteiligung an dem MH17-Unglück kategorisch zurückweise."
Quelle: SNA News (Deutschland)