Habermas: Krisenpolitik der Bundesregierung hat "Europa tief gespalten"
Archivmeldung vom 19.04.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer Philosoph Jürgen Habermas sieht vor der Wahl in Frankreich auch die Bundesregierung in der Verantwortung für einen drohenden Rechtsruck im Nachbarland: Sie habe eine Krisenpolitik durchgesetzt, welche "die immer noch weiterschwelende Finanzkrise nicht gelöst, aber das Auseinanderdriften der nationalen Ökonomien in Nord und Süd beschleunigt und Europa tief gespalten" habe, sagte Habermas der Wochenzeitung "Die Zeit".
Ein "Weiter so" mit "demokratisch entmündigten Völkern, die über ökonomische Anreize zur Ordnung gerufen werden", besiegele den Zerfall. Für den Philosophen Peter Sloterdijk wäre ein Wahlsieg von Marine Le Pen "das Ende Frankreichs, wie wir es gekannt haben. Gewisse Zuckungen würden beweisen, dass das Leben irgendwie weitergeht, wie verworren auch immer", sagte Sloterdijk der Zeitung. "Vermutlich würde das Land auf Jahre hinaus unregierbar werden.
Eine rechtsradikale Figur im Élysée wird die landestypischen Geister der Revolte zu neuem Leben erwecken, die während der glücklosen Ära Hollande in Ratlosigkeit versunken waren. Ein nach innen gekehrtes Frankreich, das seine Zerrissenheit pflegt, würde für Europa unbrauchbar." Ulrich Wickert hofft, dass der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron die Wahl gewinnt: "Wird Macron gewählt, könnte das einen Aufbruch bedeuten für Frankreich, für Europa, für Deutschland."
Quelle: dts Nachrichtenagentur