Kolbow fürchtet Rache der Taliban nach Bombardement bei Kundus
Archivmeldung vom 08.09.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach dem Nato-Bombenangriff auf zwei entführte Tanklastzüge im nordafghanischen Kundus rechnet der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Walter Kolbow, mit einer erhöhten Gefahrenlage für die dort stationierten deutschen Soldaten.
"Es ist zu befürchten, dass es in naher Zukunft zu Racheakten gegen unsere Soldaten in Afghanistan kommt", sagte der SPD-Verteidigungsexperte dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Ich glaube nicht, dass die Taliban einfach zur Tagesordnung übergehen werden", so Kolbow weiter. Scharfe Kritik übte der SPD-Politiker an der bisherigen Öffentlichkeitsarbeit des Bundesverteidigungsministeriums. Die dem Parlament zur Verfügung gestellten Informationen seien "der schwere des Vorfalls in keiner Weise angemessen", sagte Kolbow. Den Abgeordneten sei lediglich eine "16-Zeilen-Mitteilung" zugegangen. Der Bundesverteidigungsminister habe es auch 72 Stunden nach der Bombardierung der Tanklastwagen "noch nicht für nötig befunden, die Obleute der Fraktionen oder die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses zu informieren", sagte Kolbow. Zugleich lehnte der Fraktionsvize, der nicht erneut für den Bundestag kandidiert, einen festen Termin für den Abzug der Bundeswehr ab, wie ihn Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am Wochenende für 2015 ins Gespräch gebracht hatte. "Ich glaube, wenn Gerhard Schröder noch Bundeskanzler wäre, hätte er keinen Termin genannt", sagte Kolbow.
Ex-General Kujat attackiert wegen Afghanistan die USA
Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr und Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, Harald Kujat, hat dem amerikanischen Befehlshaber der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF, Stanley McChrystal, vorgeworfen, das Leben deutscher Soldaten zu gefährden. "Eine Vorverurteilung wie vom NATO-Befehlshaber ist völlig inakzeptabel", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" mit Blick auf die Bombardierung zweier Tanklastzüge bei Kundus. "Wenn ich den Eindruck erwecke, dass dort Zivilisten getötet worden sind, bringe ich die Zivilbevölkerung gegen diejenigen auf, die offensichtlich die Schuldigen sind - nämlich die Deutschen. Er gefährdet damit die Sicherheit und das Leben deutscher Soldaten, um ein paar Punkte zu gewinnen in der afghanischen Öffentlichkeit." McChrystals "erste Pflicht" sei es aber, "für die Sicherheit der ihm anvertrauten Soldaten einzutreten - auch der deutschen. Wenn er zu unerfahren ist, um die Wirkung seiner Worte abschätzen zu können, dann darf er nicht so eine Aufgabe übernehmen. Hier muss im Bündnis etwas geschehen. Ich sage das nicht als ehemaliger Generalinspekteur, sondern als ehemaliger Vorsitzender des NATO-Militärausschusses. So etwas geht nicht." Kujat erklärte weiter: "In diesem Fall muss ich den Verteidigungsminister loben, dass er sich vor die Soldaten stellt. Dies ist nicht der Augenblick für Grundsatzdiskussionen. Dies ist auch nicht der Augenblick, die Informationspolitik des Verteidigungsministeriums zu kritisieren." Zunächst müssten die Fakten geklärt, danach müsse die Öffentlichkeit informiert werden.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger