Wirtschaftsweiser Truger warnt vor Risiken von EU-Sparpolitik
Archivmeldung vom 16.04.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Ökonom Achim Truger hat vor den Folgen einer Sparpolitik gewarnt, um die Schuldentragfähigkeit von Staaten zu verbessern. "Dadurch würde die Krise vertieft und verlängert", sagte Truger, Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, der "Frankfurter Rundschau".
"Man stelle sich folgendes Szenario vor: Auf Druck der Euroländer im Norden wird die Auflage gemeinsamer Euroanleihen abgelehnt", so der Ökonom. Gleichzeitig blieben die Schuldenregeln "in Kraft, also die Vorgabe, dass ein Land seine Gesamtschulden auf unter 60 Prozent der Wirtschaftsleistung drücken muss", sagte Truger.
"Damit wäre ein Land wie Italien, dessen Schulden jetzt schon über 130 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen, zum drastischen Sparen verdammt, obwohl seine Schulden bei niedrigen Zinsen eigentlich tragfähig sind", so der Wirtschaftsweise weiter. Regierungen wie die deutsche müssten sich nun entscheiden: "Entweder nehmen sie Druck von der Euro-Peripherie und starten eine europäische Investitionsoffensive. Oder sie bleiben hart. Dann aber sollten sie sich überlegen, ob sie das Projekt Euro nicht lieber aufgeben und zur nationalen Währung zurückkehren - mit den katastrophalen Folgen, die das für die deutsche Wirtschaft mit sich brächte", sagte Truger der "Frankfurter Rundschau".
Quelle: dts Nachrichtenagentur