Euro-Krise: Polnischer Außenminister fordert deutsche Führungsrolle
Archivmeldung vom 14.05.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDer polnische Außenminister Radoslaw Sikorski hat Deutschland aufgefordert, in der Euro-Krise eine führende Rolle zu übernehmen. "Die Bundesrepublik ist der größte Anteilseigner der EU und kassiert in guten Zeiten die größte Dividende", sagte Sikorski dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
"Wenn das Unternehmen Probleme hat, trägt sie die Verantwortung, den Laden wieder auf die Spur zu setzen." Deutschland habe "die größte Fähigkeit dazu": "Nichts kann ohne euch entschieden werden." Andererseits sei die Bundesrepublik zu "klein, um zu dominieren". Sie brauche Partner wie Polen, sagte Sikorski. Die Beziehungen zwischen Polen und Deutschen seien besser als jemals zuvor in der Geschichte. "Ich glaube, dass die Mehrheit der Polen sich vor den Deutschen nicht mehr fürchtet." Das sei auch ein Verdienst von Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck: "Ein Land, das sich einen solchen, vom Widerstand gegen den Kommunismus geprägten Freiheitskämpfer zum Staatsoberhaupt wählt, können wir Polen nicht mehr als Bedrohung sehen."
Die beiden Ostdeutschen Merkel und Gauck hätten unter dem Kommunismus ähnliche Erfahrungen gesammelt wie die Polen: "Die verstehen und empfinden, wovon wir reden." An Spekulationen, ob Griechenland in der Euro-Zone bleiben kann, wollte sich der Minister nicht beteiligen. Sein Land jedenfalls wolle selbst bis zum Ende der Legislaturperiode 2015 die Kriterien für die Mitgliedschaft in der Euro-Zone erfüllen. "Wir wollen, dass die Euro-Zone blüht, und wir wollen Teil von ihr sein."
Sikorski sprach sich dagegen aus, die Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine zu boykottieren: "Wir denken, dass ein solcher Boykott eine Überreaktion wäre. Getroffen wären vor allem die einfachen Ukrainer, die in ihrer Mehrheit proeuropäisch eingestellt sind es sind ihre Spiele, nicht die der Politiker."
Quelle: dts Nachrichtenagentur