Sierra Leone: Dutzende Leichen während der Ebola-Ausgangssperre gefunden
Archivmeldung vom 22.09.2014
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Freigeschaltet durch Dennis WitteWährend der wegen der Ebola-Epidemie verhängten Ausgangssperre in Sierra Leone sind offenbar Dutzende Leichen gefunden worden. Helfer hätten über 90 Tote entdeckt und beerdigt, erklärte ein Sprecher der zuständigen Behörden am Sonntag.
Zudem seien mindestens 56 neue Ebola-Fälle registriert worden. Die Ausgangssperre war am Donnerstag in Kraft getreten, um die Ausbreitung des Ebola-Virus im Land aufzuhalten. Zugleich sollten Mitarbeiter der Gesundheitsdienste weitere Infektionsfälle in frühen Stadien der Erkrankung aufspüren.
Die Ausgangssperre sollte ursprünglich bis Sonntagabend gelten, die Behörden schließen eine Verlängerung jedoch nicht aus. Seit März sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation in Nigeria, Sierra Leone, Guinea und Liberia mehr als 2.600 Menschen an Ebola gestorben, insgesamt wurden bisher mehr als 5.300 Fälle verzeichnet.
Ebola-Entdecker befürchtet Ausweitung der Epidemie
Der Entdecker des Ebola-Virus, der belgische Infektionsmediziner Peter Piot, befürchtet, dass sich die in Westafrika wütende Ebola-Epidemie auf weitere Kontinente ausdehnen könnte. Es müsse sich nur einer der vielen Inder, die in Westafrika leben, infizieren, während der Inkubationszeit Verwandte in Indien besuchen und diese dann anstecken: "Auch in Indien tragen Ärzte und Krankenschwestern oft keine Schutzhandschuhe. Sie würden sich sofort anstecken und das Virus verbreiten", warnte Piot im "Spiegel"-Gespräch.
Auch nach Europa kämen mit Sicherheit Ebola-Kranke aus Afrika, die auf Behandlung hofften. Möglicherweise würden sich dadurch auch einige Europäer mit Ebola infizieren und sterben. Doch in Europa und Nordamerika könne ein solcher Ausbruch schnell wieder eingedämmt werden, ist Piot überzeugt.
In Afrika hingegen könne die Epidemie eine ganze Region destabilisieren. "Und uns allen muss klar werden: Dies ist nicht mehr nur eine Epidemie, sondern eine humanitäre Katastrophe", so Piot gegenüber dem "Spiegel". "Ich kann nur hoffen, dass wir es schaffen werden, sie in den Griff zu bekommen. Ich hätte wirklich niemals gedacht, dass es so schlimm kommen könnte."
Quelle: dts Nachrichtenagentur