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Wirtschaftsprofessor Charles Wyplosz: Euro-Rettungsschirm "schadet Europa"

Archivmeldung vom 22.12.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Der Wirtschaftsprofessor Charles Wyplosz hält den jüngst beschlossenen Ausbau des Euro-Rettungsschirms zur Dauereinrichtung für einen großen Fehler. Im Interview mit dem Anlegermagazin 'Börse Online' sagte Wyplosz, Professor für Internationale Volkswirtschaft am Graduate Institute in Genf: "Ich begreife nicht, warum sich die Regierungschefs unbedingt an der Schaffung eines eigenen Rettungsschirms versuchen mussten." Es gäbe Einrichtungen, die dafür wesentlich besser geeignet seien - wie beispielsweise den Internationalen Währungsfonds (IWF).

Wyplosz wirft den großen EU-Ländern wie Deutschland vor, dass sie mit dem europäischen Rettungschirm die schlechte Lage von Irland und anderen Krisenstaaten ausnutzten, um ihnen die Bedingungen der Rettung zu diktieren. "Ich fürchte, dass die Schuldenstaaten mit Sanktionen durch die übrigen Euro-Mitglieder rechnen müssen", sagte er. Aus seiner Sicht sei es aber ein verheerendes Signal für die europäische Idee, wenn sich Europas Staaten gegenseitig bestraften. "Das schadet Europa - das Konfliktpotenzial, das daraus erwächst, ist enorm. Diese Schwierigkeiten gäbe es mit dem IWF nicht."

Trotz der Rettungsbemühungen geht Wyplosz davon aus, dass es "vor 2013 zu einer Staatspleite im Euro-Raum kommen wird". Dass darunter dann natürlich auch Bond-Besitzer leiden würden, sei für ihn nicht verwerflich. "Man kann nicht rund zehn Prozent Rendite für eine griechische Staatsanleihe kassieren und dann das Risiko an den Rettungsschirm abtreten", kritisierte der Wirtschaftsprofessor im 'Börse Online'-Interview. "Das sollten sich Investoren endlich klarmachen." 

Quelle: Börse Online, G+J Wirtschaftsmedien

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