Andauernde Festnahmen und Mißhandlungen in Tibet
Archivmeldung vom 28.05.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEiner zuverlässigen Quelle aus Tibet zufolge nahmen die chinesischen Sicherheitskräfte am 23. Mai zwei Nonnen des Klosters Dargay Hardu fest, als diese friedlich vor dem Verwaltungsgebäude der Präfektur Kardze protestierten.
In der letzten Zeit machte der Bezirk Kardze häufiger von sich reden,
weil dort immer wieder Nonnen ihre Meinung öffentlich durch friedliche
Proteste bekundeten, woraufhin sie sofort festgenommen wurden. Nach und
nach kommen immer mehr derartige Fälle ans Licht. So protestierten am
23. Mai zwei Nonnen des Klosters Dargay Hardu, die 30jährige Jampa
Lhamo aus dem Dorf Sadul und die 23jährige Rinzin Wangdon aus dem Dorf
Lharinyang, Bezirk Kardze, TAP Kardze, Provinz Sichuan, friedlich vor
dem Hauptsitz der Bezirksverwaltung und riefen Slogans wie „Möge der
Dalai Lama bald nach Tibet zurückkehren“, „Lange lebe der Dalai Lama“
und „Sofortige Freilassung aller politischen Gefangenen!“.
Es dauerte nicht lange, bis die beiden Nonnen von Kräften des Public Security Bureau Kardze festgenommen wurden. Unseren Quellen zufolge wurden sie am Ort des Geschehens schwer geschlagen und mißhandelt und dann zur weiteren Vernehmung in das Bezirkshaftzentrum verbracht. Über ihr weiters Schicksal liegen keine Informationen vor.
Tage zuvor wurde über ähnliche friedliche Proteste aus verschiedenen Klöstern der Gegend von Kardze berichtet, etwa der Nonnen der Klöster Nyagyay, Drakar, Ganden Choeling, Gaysey und Pangrina.
Vier Nonnen in Kardze verhaftet
Die chinesischen Behörden nahmen wieder vier tibetische Nonnen fest,
weil sie im Bezirk Kardze, TAP Kardze, Sichuan, demonstriert hatten. Am
22. Mai um 6 Uhr morgens haben vier Nonnen aus dem Kloster Nyimo Gaysey
im Bezirk Tehor Kardze vor dem Verwaltungsgebäude friedlich ihre
Meinung zum Ausdruck gebracht. Sie protestierten wegen des brutalen
Vorgehens der Behörden gegen die friedlichen tibetischen Demonstranten
und die widerrechtliche Inhaftierung der Tibeter in chinesischen
Gefängnissen.
Als sie vor der Bezirksverwaltung ankamen, erhoben sie die Faust zum
Zeichen des Protestes gegen die Behörden. Innerhalb weniger Augenblicke
war das Personal des Public Security Bureau zur Stelle und nahm sie
sofort fest, später wurden sie schwer misshandelt.
Die Nonnen hatten vor dem Gebäude massenweise Flugblätter verteilt, auf denen sie die Unabhängigkeit für Tibet forderten, und sie hatten Parolen gerufen wie „Lange lebe der Dalai Lama“, „Der Dalai Lama soll nach Tibet zurückkehren“, „Unabhängigkeit für Tibet“, „Laßt alle politischen Gefangenen frei!“. Bei den festgenommenen Nonnen handelt es sich um Bhumo Tengha aus dem Dorf Lunang und Rinchen Jamatsang, Jamgha Dolma und Pema aus der Gemeinde Lhopa. Über ihren Zustand und Verbleib ist nichts bekannt.
In den vergangenen Monaten kam es in der Region Kardze zu einer ganzen Reihe friedlicher Proteste tibetischer Mönche, Nonnen und Laien gegen das ungemein harte Vorgehen Chinas gegen die religiösen Institutionen der Tibeter, die Festnahme von prominenten religiösen Persönlichkeiten und die zwangsweise Durchführung der „patriotischen Erziehung“ sowie die schweren Einschränkungen der Bewegungsfreiheit der Bevölkerung.
Das Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD) bringt seine tiefe Besorgnis über das Schicksal der verhafteten Nonnen zum Ausdruck und bittet die internationale Gemeinschaft, sich ihrer Fälle anzunehmen und die chinesische Regierung zu drängen, sofort alle Personen freizulassen, die wegen der Ausübung ihrer Grundrechte, die ihnen sowohl von der chinesischen Verfassung als auch von internationalen Menschenrechtsverträgen garantiert sind, festgenommen wurden. Es ist äußerst besorgt über die zahlreichen Fälle von Verletzung der grundlegenden Menschenrechte der Tibeter und die schweren Restriktionen, denen die religiösen Einrichtungen unterliegen. Es ruft die internationale Gemeinschaft und die einschlägigen Organe der Vereinten Nationen auf, etwas zur Verteidigung der Grundrechte der Tibeter zu unternehmen.
Quelle: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)