Spiegel-Chef Aust: "Christian Klar sollte sich mit grausamen Taten auseinandersetzen"
Archivmeldung vom 20.02.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlIn der Debatte um eine vorzeitige Begnadigung des ehemaligen RAF-Terroristen Christian Klar vermisst Stefan Aust, Spiegel-Chefredakteur und der Autor des Buches "Der Baader-Meinhof-Komplex", ein Zeichen der Reue:
"Man kann Reue nicht
abverlangen", sagte Aust dem Radiosender NDR Info, "aber der Respekt
vor den Angehörigen gebietet es, sich selbstkritisch mit diesen
grausamen Taten auseinanderzusetzen. Das kann man von einem halbwegs
intelligenten Menschen erwarten." Auch wäre es besser für Klar
gewesen, wenn er sich zu seinen Taten geäußert hätte oder dies jetzt
tun würde, so Aust. "Dann wäre er vermutlich längst frei."
Gleichzeitig bekundete der Spiegel-Chefredakteur im Gespräch mit
NDR Info Verständnis für vorzeitige Haft-Entlassungen ehemaliger
RAF-Terroristen: "Wenn man jemanden auch für schwere Straftaten in
Haft nimmt, muss man ihm die Chance zur Selbsterkenntnis geben. Und
da ist es besser, wenn man ihn ein Stück weit motiviert, ihm also ein
Licht am Ende des Tunnels zeigt, seine Taten kritisch zu betrachten",
so Aust. Aus gutem Grund sei eine lebenslange Freiheitsstrafe in
Deutschland zeitlich dimensioniert. "Auch als Staat muss man
irgendwann die Größe haben zu sagen: Jetzt ist es genug!"
Aust äußerte sich am Rande einer vom Hamburger Institut für Sozialforschung veranstalteten Diskussion über den RAF-Terrorismus.
Quelle: Pressemitteilung NDR Norddeutscher Rundfunk