Erzbistum Köln erwägt Ende der Priesterausbildung an der Universität Bonn
Archivmeldung vom 01.12.2018
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.12.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttDas Erzbistum Köln erwägt, die Universität Bonn als Ausbildungsstätte seiner Priesterkandidaten aufzugeben. Dies berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" unter Berufung auf Aussagen des päpstlichen Nuntius in Deutschland, Nikola Eterovic. Das Erzbistum verwies für die Praxis, seine Priesteramtskandidaten theologisch an der Universität Bonn ausbilden zu lassen, auf das Preußenkonkordat zwischen Kirche und Staat.
Dessen Bestimmung hierzu sei 1984 vertraglich bestätigt worden "und gilt ohne Befristung fort", so ein Sprecher, der die Frage nach einer Bestandszusage aber offen ließ. Als künftigen Ort hat Woelki nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeiger" die in ihrer Existenz bedrohte Philosophisch-Theologische Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin im Sinn. Dort studieren derzeit bereits 14 Priesteranwärter, in Bonn sind es 23. Das Erzbistum teilte am Freitag nach einer Anfrage der Zeitung mit, es unterstütze die angeschlagene Hochschule 2019 finanziell und wolle so die Fortführung der theologischen Ausbildung im Sinne von "Vielfalt und Qualität" ermöglichen. Vor kurzem aber ließ Eterovic als Vertreter des Heiligen Stuhls erkennen, was Köln tatsächlich vorhat. Präzedenzfall ist der Schritt des Bistums Essen, die Priesterausbildung 2012 von der Uni Bochum nach Münster zu verlegen.
Trotzdem kamen das Land NRW und der Heilige Stuhl überein, die Bochumer Fakultät zu erhalten - zur Pflege des Verbunds der Theologie und der anderen Wissenschaften. Beim offiziellen Notenwechsel im Oktober sprach Eterovic von einer "für beide Seiten annehmbaren Lösung" und wünschte sich, dass solche auch "für andere vergleichbare Fälle, wie wahrscheinlich in Zukunft etwa für das Erzbistum Köln, gefunden werden mögen". Fachleute werten dies laut "Kölner Stadt-Anzeiger" als hochschulpolitische Sensation. "Woelki will Bonn einmotten", so zitiert die Zeitung einen Insider. "Sollte Bonn als Ort der Ausbildung für Priester fallen, wird die Axt an den Verbleib der katholischen Theologie an staatlichen Universitäten gelegt und deren Stellenwert massiv geschwächt", warnte der Kirchenrechtler Thomas Schüller. Ein Abzug der Priesteramtskandidaten wäre ein Bruch des Preußenkonkordats und würde den Status der katholischen Fakultät gefährden, weil dieser historisch auf der staatlichen Garantie für die akademische Ausbildung der künftigen Geistlichen beruht.
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)