NDR: Misshandlungen in Arrestzelle der Bundespolizei in Hannover? Staatsanwaltschaft ermittelt
Archivmeldung vom 18.05.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn einer Wache der Bundespolizei in Hannover sind möglicherweise Flüchtlinge misshandelt worden. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen einen Beamten der Bundespolizei. Es geht um den Verdacht der Körperverletzung im Amt und der Nötigung.
Nach gemeinsamen Recherchen des NDR Fernsehmagazins "Hallo Niedersachsen" und des Radiosenders NDR Info soll es im vergangenen Jahr mehrfach zu Übergriffen auf Menschen in den Gewahrsamszellen gekommen sein. In einem Fall soll ein Flüchtling aus Afghanistan gewürgt und mit angelegten Fußfesseln durch die Wache geschleift worden sein. In einem anderen Fall besteht der Verdacht, dass ein Marokkaner in der Zelle gezielt erniedrigt wurde, unter anderem durch die Verabreichung verdorbenen Schweinemetts.
Nach NDR Informationen soll sich der ins Visier der Staatsanwaltschaft geratene Beamte im Kurzmitteilungsdienst What's App solcher Handlungen gerühmt haben. Außerdem soll er ein Foto gemacht und an Kollegen verschickt haben. Es zeigt einen gefesselten Menschen in unnatürlicher Haltung und mit erkennbar von Schmerz verzerrten Gesichtszügen. Auf dem Foto sind die Stiefel zweier Beamter zu sehen, es stellt sich daher die Frage, wie viele weitere Polizisten von den Vorfällen Kenntnis hatten.
Sowohl in seiner Dienststelle in Hannover als auch im Privathaus des Beamten gab es am Freitag Hausdurchsuchungen. Dabei wurde laut Staatsanwaltschaft Beweismaterial beschlagnahmt. Wegen der Schwere der Vorwürfe sei Eile bei den Ermittlungen geboten gewesen, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Klinge auf NDR Anfrage. Sollten sich die schwerwiegenden Vorwürfe als wahr erweisen, sei dies ein wohl einzigartiger Fall.
Die Bundespolizeidirektion in Hannover wollte sich auf Nachfrage des NDR zu den konkreten Details der Vorwürfe nicht äußern, da es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handele. Eine Sprecherin betonte "größtmögliches Aufklärungsinteresse".
Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)