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Reimann: Jedes neue Arzneimittel braucht einen fairen Preis

Archivmeldung vom 19.07.2023

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.07.2023 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Carola Reimann im Bundesrat, 2019
Carola Reimann im Bundesrat, 2019

Foto: Olaf Kosinsky
Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Den jüngsten Vorschlag des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (VFA) nach einem Runden Tisch zur Stärkung Deutschlands als Pharma-Innovationsstandort kommentiert Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes:

"Bereits in der Vergangenheit gab es einen Pharmadialog, allerdings mit fraglichem Mehrwert. Wenn nun der erneute Anlauf in Form eines Runden Tisches gefordert wird, dann sollten hier die astronomischen Einstiegspreise für neue Arzneimittel offen thematisiert werden. Wir müssen über faire Preismodelle, die ethischen und wirtschaftlichen Grenzen von Gewinnmargen sowie die tatsächlichen Forschungs- und Entwicklungskosten sprechen. Es kann nicht sein, dass Pharmaunternehmen weiter auf Kosten der Beitragszahlenden ihre Gewinne maximieren, indem sie öffentliche Forschungsförderung nochmals in Rechnung stellen.

Um dem Trend zur Hochpreisigkeit von Arzneimitteln zu begegnen, gibt es mit dem Interimspreis ab Markteintritt eine Lösung, die wir schon vor drei Jahren vorgestellt haben. Dass der verhandelte Erstattungsbetrag für neue Arzneimittel künftig bereits nach sieben statt bisher zwölf Monaten nach Markteintritt gilt, reicht nicht aus. Denn Hersteller können immer noch sechs Monate lang hohe Gewinne für die von ihnen festgesetzten Preise einfahren, unabhängig davon, ob das neue Arzneimittel einen Mehrwert für die Versorgung bringt oder nicht.

Für eine faire Preisbildung bedarf es jedoch noch mehr, vor allem mehr Transparenz zu den tatsächlichen Kosten für Forschung und Entwicklung, aber auch zu den Gewinnmargen. Gewinne der Pharmaindustrie werden bislang durch Unterstützung der öffentlichen Hand ermöglicht, zum Beispiel durch Forschungs- und Standortförderung sowie steuerliche Vorteile. In dem vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) herausgegebenen Arzneimittel-Kompass 2021 mit dem Schwerpunkt "Hochpreisige Arzneimittel - Herausforderung und Perspektiven" wurden bereits entsprechende Regelungsvorschläge für eine Anpassung gemacht. So könnte auf alle Investitionen und Kosten der pharmazeutischen Unternehmen ein Grundgewinn in Höhe von acht Prozent gewährt werden. Echte Therapie-Innovationen würden zudem mit einem Aufschlag von bis zu 40 Prozent auf die Kosten honoriert werden. Dies schafft einen Anreiz für die Forschung und Entwicklung und trägt entscheidend dazu bei, überzogene Höchstpreise zu stoppen."

Quelle: AOK-Bundesverband (ots)

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