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Türkischer Staatspräsident will Özil im deutschen Team sehen

Archivmeldung vom 16.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Abdullah Gül Bild: www.tccb.gov.tr
Abdullah Gül Bild: www.tccb.gov.tr

Der türkische Staatspräsident Abdullah Gül wünscht sich von den Türken in Deutschland, dass sie Teil der deutschen Gesellschaft werden. Sie sollten Deutsch lernen, "und zwar fließend und ohne Akzent", sagte Gül in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Den Fußballer Mesut Özil, der türkische Eltern hat und in der deutschen Nationalmannschaft spielt, nannte Gül, "ein sehr gelungenes Beispiel für Integration". Gül meinte, hätte Özil ihn gefragt, für wen er spielen soll, "hätte ich ihn ermutigt, im deutschen Team zu spielen".

Gül forderte, die Integration müsse in Deutschland schon im Kindergarten beginnen. In der Vergangenheit seien bei der Integration Fehler gemacht worden, sowohl auf deutscher wie auf türkischer Seite. Nun hätten beiden Länder die Probleme damit. Gül lobte ausdrüklich Bundespräsident Christian Wulff für dessen Aussage: "Der Islam ist ein Teil Deutschlands." Wulff war für diesen Satz in seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit vor allem von Unionspolitikern heftig kritisiert worden. Vom kommenden Montag an wird Wulff für fünf Tage die Türkei besuchen. Gül zeigte sich beunruhigt über eine wachsende antiislamische Stimmung in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern. Er forderte die "Politiker und die Intellektuellen" in den jeweiligen Staaten auf, dagegen etwas zu tun. Gül nannte Islamophobie, Rassismus und auch Antisemitismus eine "Krankheit, die von Zeit zu Zeit ausbricht".

Auf die Frage, ob die wachsende negative Stimmung gegenüber Muslimen die EU-Chancen der Türkei gefährde, sagte Gül: "Die EU mit einer halben Milliarde Menschen sollte sich nicht vor einem Land mit 60 bis 70 Millionen Bürgern fürchten." Gegnern einer EU-Mitgliedschaft der Türkei warf er einen Mangel an Visionen vor. Die Türkei könne ohnehin nur Mitglied der Union werden, "wenn sie das Niveau der EU-Staaten erreicht". Es sei auch nicht auszuschließen, dass das türkische Volk am Ende Nein zur Vollmitgliedschaft sagen werde, meinte Gül. Die bisherigen Reformen in der Türkei genügen Gül nicht. So kritisierte der Präsident das restriktive türkische Internetgesetz und bewertete die neuerliche Flut von Anklagen gegen Journalisten bewertete er kritisch.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

 

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