Bericht: 105 Vorgänge zum Magdeburg-Todesfahrer aktenkundig
Behörden in mindestens sechs Bundesländern haben sich vor dem Anschlag mit dem späteren Todesfahrer von Magdeburg befasst. Das geht aus einem vertraulichen Bericht an den Bundestag zum Umgang der Behörden mit Taleb A, vom Bundeskriminalamt (BKA) hervor, über den der "Spiegel" berichtet.
In dem Bericht listet das BKA 105 Vorgänge seit 2013 auf, die mit A.
zusammenhängen. 14 Ermittlungsverfahren liefen demnach in den Jahren vor
dem Anschlag gegen den Arzt aus Saudi-Arabien, die meisten wurden
eingestellt. 18 Anzeigen hat A. selbst gegen andere erstattet, vor allem
einen Flüchtlingshilfeverein überzog er offenbar mit teils wirren
Vorwürfen. Aber auch gegen Richter und Staatsanwälte richtete sich seine
Wut, sogar seinen eigenen Rechtsanwalt soll er bedroht haben.
Zweimal
wurde A. laut des Berichts verurteilt, zuletzt am Tag vor der Bluttat
von Magdeburg wegen Missbrauchs von Notrufen. Es ist Vorgang Nummer 105
in der Chronologie zu seinem Fall, mit der sich am Donnerstag der
Innenausschuss des Bundestags befasst.
Laut dem BKA-Bericht waren
Behörden in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern,
Nordrhein-Westfalen, Berlin, Hamburg und Bayern mit dem späteren
Angreifer befasst. Dazu kommen etliche Bundesbehörden, vom BKA über den
Bundesnachrichtendienst (BND) und das Bundesamt für Verfassungsschutz
bis zum Kanzleramt.
Bereits im Juli 2014 wandten sich erstmals
die saudi-arabischen Behörden an das Bundesamt für Verfassungsschutz. A.
habe ihrem Botschafter gedroht, er werde sich rächen. Der Vorgang
erreichte auch das BKA. 2023 und 2024 wiesen saudi-arabische Behörden
dann wiederholt den BND und weitere Behörden auf Internetpostings hin,
in denen A. mit Gewalt drohte. Zweimal besuchten ihn Polizisten in
Sachsen-Anhalt zu sogenannten Gefährderansprachen, offenkundig ohne
Erfolg.
Mehrfach wandte A. sich laut des Berichts auch an das
Bundesinnenministerium. Im Februar 2023 schickte er über das
Kontaktformular unter anderem diesen Satz: "Muss man in Deutschland 20
Leute auf den Straßen von Berlin umbringen, um die Gerechtigkeit zu
bekommen?"
Quelle: dts Nachrichtenagentur