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Private Krankenversicherungen erhöhen zum Jahreswechsel Tarife um sieben Prozent

Archivmeldung vom 29.12.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Benjamin Klack / pixelio.de
Bild: Benjamin Klack / pixelio.de

Privatversicherte müssen sich zum Jahreswechsel auf deutlich höhere Beitragssteigerungen einstellen als die Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen. Nach einer exklusiven Berechnung der Analysefirma Morgen & Morgen für die Tageszeitung "Die Welt" steigen die Beiträge in der privaten Krankenversicherung (PKV) zum Jahreswechsel im Durchschnitt um sieben Prozent an. Bei gesetzlichen Krankenkassen sind es nur vier Prozent.

Die Beitragssteigerung in der PKV ist deshalb so groß, weil die Kosten bei den Privaten viel stärker steigen. Anders als die gesetzlichen Kassen hat die PKV bisher so gut wie keine Möglichkeiten, die Kosten zu steuern. Sie bekommt keine Steuerzuschüsse, und die Versicherungsunternehmen können den rund neun Millionen Kunden, die eine Krankenvollversicherung besitzen, von sich aus keine der vereinbarten Leistungen kürzen.

Der CSU-Gesundheitspolitiker Johannes Singhammer kritisierte die Beitragssteigerungen. Sie bedeuteten vor allem für Beamte und Pensionäre, die ohne großes Einkommen in der PKV versichert sind, eine große Belastung, sagte er der "Welt". Es sei aber "letztlich die Aufgabe der PKV, ihre Einnahmen und Ausgaben selbst in den Griff zu bekommen, deshalb ist es ja eine `private` Krankenversicherung". Die Politik könne allenfalls helfen. Singhammer schlug vor, dass Ärzte und Versicherungen ausprobieren sollten, ob sie nicht abseits der amtlichen Gebührenordnung über die Preise für medizinische Leistungen verhandeln. Dies wäre durch Öffnungsklauseln möglich. "Ob solche Klauseln funktionieren, kann man in einzelnen Bereichen testen", sagte Singhammer.

Die Privatversicherer verlangen diese Möglichkeit seit Jahren. Die Mediziner wehren sich dagegen, sie befürchten "Billigmedizin". Die von Morgen & Morgen errechnete durchschnittliche Beitragssteigerung bezieht sich zwar nur auf private Krankenversicherungen, die im Jahr 2011 neu abgeschlossen werden. Nach Angaben von Martin Zsohar, Geschäftsführer der Analysefirma, ist die Steigerungsrate aber ein sehr brauchbarer Indikator für die Beitragssteigerung bei bereits bestehenden Privatversicherungen. Eine Steigerung von sieben Prozent beim Neugeschäft sei "die bislang höchste ermittelte jährliche Branchensteigerung und verheißt für die Zukunft nichts Gutes", sagte Zsohar. Die PKV müsse ihre Kosten endlich in den Griff bekommen.

Zum Vergleich: Die durchschnittliche Steigerung der Beiträge über die vergangenen zehn Jahre betrug knapp fünf Prozent. Grundlage für die Berechnung von Morgen & Morgen sind mehr als 3.000 Tarife für private Krankenvollversicherungen. Die stärkste Steigerung, die von den Experten ermittelt wurde, beträgt für Männer fast 34 Prozent, für Frauen sind es fast 23 Prozent. Beitragssenkungen gab es auch, allerdings nur im Umfang von bis zu sechs Prozent. Ein Sprecher des Verbands der privaten Krankenversicherungen wollte die Berechnungen nicht kommentieren. Er verwies darauf, dass viele Kunden lange keine Beitragserhöhung bekommen hätten. Ab einembestimmten Grad der Kostensteigerung seien die Versicherer gesetzlich gezwungen zu erhöhen.

Für die 50 Millionen Mitglieder der gesetzlichen Kassen erhöht die Bundesregierung den Einheitsbeitrag ab Januar von 14,9 auf 15,5 Prozent. Damit erhalten die Krankenkassen rund sechs Milliarden Euro mehr Geld. Weitere fünf Milliarden sollen durch Einsparungen erzielt werden.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

 

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