Polen blockiert Jugendwerk
Archivmeldung vom 19.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGeld für Austauschprojekte wird nicht freigegeben / Zahlreiche Vorhaben gefährdet (MOZ) Zahlreiche deutsch-polnische Jugendbegegnungen müssen vermutlich ausfallen, weil Polens Regierung ihren Finanzierungsanteil am Jugendwerk beider Länder blockiert.
Hintergründe sind ein Streit
um den polnischen Geschäftsführer des Jugendwerks sowie die Tatsache,
dass sich die nationalkonservative Regierung an Publikationen des
Jugendwerks stößt. Am Donnerstag soll das 15jährige Bestehen des
Jugendwerks in Potsdam gefeiert werden.
In Trägereinrichtungen des Jugendaustauschs herrscht derzeit große
Unsicherheit. "Ein Antigewaltprojekt, eine Begegnung von Lehrlingen
und ein Projekt mit benachteiligten Schülern sind akut gefährdet,
weil kein Geld in Aussicht ist", sorgt sich der Leiter des
Jugendbildungszentrums Blossin (Dahme-Spreewald), Ralph Meisel.
Auch im Bildungs- und Begegnungszentrum Schloss Trebnitz
(Märkisch-Oderland) steht hinter mehreren Vorhaben ein Fragezeichen.
Nach Informationen der "Märkischen Oderzeitung" musste bereits ein
Bewilligungsstopp für neue Projekte verhängt werden. Ursprünglich
hatten beide Regierungen für dieses Jahr 9,2 Millionen Euro für den
Jugendaustausch vereinbart. 2005 waren Begegnungen von 160 000
Jugendlichen gefördert worden.
Auf die derzeitige Warschauer Haltung angesprochen, sprach ein
Vertreter des deutschen Jugendministeriums gestern von "Gerüchten",
für die es noch keine Belege gäbe. Man sei jedoch um eine Klärung mit
der polnischen Seite bemüht.
Das zuständige polnische Erziehungsministerium wird seit einigen
Monaten von Roman Giertych von der national-konservativen "Liga
polnischer Familien" angeführt. Im Frühsommer hatte diese Partei
versucht, den bisherigen polnischen Geschäftsführer des Jugendwerks
durch eine eigene Vertreterin zu ersetzen. Diese Personalie fand beim
Deutsch-Polnischen Jugendrat keine Mehrheit. Eine Sprecherin des
Warschauer Ministeriums erklärte jetzt der MOZ, es seien
Unregelmäßigkeiten in der Haushaltsführung des Jugendwerks
aufgetaucht. Bevor diese nicht geklärt seien, werde das Geld nicht
freigegeben.
Anstoß erregt offenbar auch eine Broschüre mit dem Titel "Auf nach
Polen", die das Jugendwerk für die Vorbereitung von Begegnungen
nutzt. Darin ist unter anderem von der Vertreibung Deutscher nach dem
Zweiten Weltkrieg und vom Antisemitismus in Polen die Rede.
Quelle: Pressemitteilung Märkische Oderzeitung