Studie: West-Frauen verdienen ungern mehr Geld als ihre Männer
Archivmeldung vom 24.04.2019
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.04.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttViele westdeutsche Frauen haben es laut einer Studie jahrzehntelang bewusst vermieden, mehr Geld als ihre Ehemänner zu verdienen. Den Grund dafür sieht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vor allem in dem im Kapitalismus geprägten Rollenverständnis der Geschlechter, wonach der Mann traditionell der "Brötchenverdiener" und die Frau die "Zuverdienerin" ist.
Die DIW-Studie, die der Düsseldorfer "Rheinischen Post" vorliegt, bezieht sich auf den Zeitraum von 1984 bis 2016. Nur elf Prozent der erwerbstätigen Frauen im Westen haben demnach von 2007 bis 2016 mehr Geld als ihre Männer verdient, im Osten waren es 33 Prozent. Im Sozialismus hätten Frauen die Rolle der Arbeiterin, Mutter und Hausfrau zugleich gehabt. In Westdeutschland sei das Bild institutionell gefördert worden, wonach der Mann mehr verdienen sollte als die Frau, etwa durch das bis heute mögliche Ehegattensplitting, das "negative Beschäftigungsanreize für den geringer verdienenden Partner - vorrangig die Frau - setzt", wie es in der Studie.
Vor der Wende habe der durchschnittliche Anteil der Frau am Haushaltserwerbseinkommen in der Bundesrepublik 18 Prozent und in der DDR 40 Prozent betragen. Bis 2016 sei die Quote im Osten auf 42 Prozent und im Westen auf 29 Prozent gestiegen. Von 1984 bis 1990 sei noch nachweisbar gewesen, dass Frauen in der Bundesrepublik in der Regel ihre Wochenarbeitszeit reduziert hätten, wenn sie im Vorjahr ein höheres Einkommen als ihre Partner hatten. Inzwischen gebe es diese Anhaltspunkte nicht mehr. Dennoch sei die kulturelle Prägung der Rollenverteilung von Mann und Frau eine Erklärung für die noch heute unterschiedliche Einkommensverteilung - trotz weitgehend gleichwertiger Bezahlung von Frauen und zahlreicher Jobangebote.
Quelle: Rheinische Post (ots)