Einwohnermeldeämter geben Privatadressen an Datenhändler
Archivmeldung vom 05.10.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEinwohnermeldeämter geben auf Verlangen Adressen von Bürgern auch an Firmen weiter, die zu Werbezwecken mit Daten handeln. Das berichtete das ZDF-Wirtschaftsmagazin WISO am Montag, 4. Oktober 2010. "Es kommt schon vor, dass mit einer Anfrage 1000 Adressen vermittelt werden", sagt Klaudia Zurth, Abteilungsleiterin im Bürgeramt Berlin. Datenhändler können so mit Hilfe der Kommunen an Millionen Privatadressen kommen.
Für die Auskunft kassieren die Behörden eine Gebühr. So verlangt beispielsweise das Bürgeramt Berlin fünf Euro pro Adresse, in München kostet eine Adresse 15 Euro. Die Weitergabe der Daten ist eine lukrative Einnahmequelle für die Kommunen.
Für Peter Schaar, den Datenschutzbeauftragten der Bundesregierung, ist das ein Skandal: "Im Internetzeitalter hat das eine neue Qualität gewonnen. Diese Daten werden verwendet, um Profile zu aktualisieren, um den Adresshandel gegebenenfalls noch effizienter und noch ertragreicher zu gestalten."
Das Bundesinnenministerium duldet die Datenweitergabe durch Behörden. Auf Nachfrage von WISO wurde aber dennoch eine Prüfung angekündigt: "Das Bundesinnenministerium prüft, ob und gegebenenfalls inwieweit bei Melderegisterauskünften die beschriebenen Interessen der Allgemeinheit und des einzelnen Meldepflichtigen neu austariert werden müssen."
Die Firma EURO-PRO Gesellschaft für Data Processing, die Bonitätsprüfungen von Privatpersonen und Firmen anbietet, hat gegenüber WISO angegeben, Adressen von Meldeämtern erhalten zu haben. Das Unternehmen erklärt schriftlich: "Anschriftenermittlungen werden beispielsweise durchgeführt, wenn Personen bzw. Firmen unbekannt verzogen sind." EURO-PRO hat zahlreichen Verbrauchern in einem Schreiben mitgeteilt, dass ihre Adresse ermittelt und an Unternehmen aus der "Versandhandels-, Versicherungs- und Telekommunikationsbranche" weitergegeben wurde.
Quelle: ZDF