Kardinal Sterzinsky sieht katholische Kirche "in schwerster Krise der Nachkriegszeit"
Archivmeldung vom 19.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach Ansicht des Erzbischofs von Berlin, Georg Kardinal Sterzinsky, hat der Missbrauchsskandal die Katholischen Kirche in die schwerste Krise der Nachkriegszeit geführt. In der SWR-Talksendung "2+Leif" am Montagabend meinte der Kardinal auf eine entsprechende Frage: "Das ist so. Das stimmt."
Sterzinsky zeigte sich in "2+Leif" über das Ausmaß der Missbrauchsfälle "sehr bestürzt und sehr erschrocken". Er sagte, er habe nicht erwartet, "dass es so viel Missbrauch gegeben hat. Missbrauch von Macht - gegenüber Kindern und Jugendlichen. So viele sexuelle Übergriffe - das habe ich nicht erwartet. Aber, wenn es das gegeben hat, dann muss das bekannt werden."
Der Kardinal warb in der SWR-Sendung dafür, bei der Zulassung von Priestern, künftig genauer hinzuschauen: "Innerhalb der Kirche haben wir mittlerweile selber den Verdacht, dass sich eher Leute zum Zölibat entschließen, die mit ihrer Sexualität noch nicht gereift sind. So dass wir selber sagen, wir müssen genauer auswählen, wer zugelassen wird."
Um in Zukunft Missbrauch wirkungsvoller verhindern zu können, forderte Sterzinsky in "2+Leif" Sexualkundeunterricht ab der ersten Klasse: "Sexuelle Aufklärung von Anfang an - nicht erst in der dritten oder vierten Klasse, sondern schon in der ersten Klasse. Wie sich Schülerinnen und Schüler zur Wehr setzen, dass sie wissen, worum es eigentlich geht." Der Berliner Erzbischof verlange außerdem eine Therapie-Pflicht für Täter sowie verpflichtende Präventionsmaßnahmen in der Katholischen Kirche.
Quelle: SWR Fernsehen