Bis das Job-Center euch scheidet ...
Archivmeldung vom 21.08.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakMann zog wegen eines Jobs weg, Amt will Ehefrau nichts zahlen
Es verschlägt einem wirklich die Sprache: Das Jobcenter will eine glückliche Ehe zwangstrennen! Ohne Scheidung bekommen Klaus Nehme (54) und seine Frau Heike (50, seit 16 Jahren verheiratet, eine vierzehnjährige Tochter) keine finanzielle Unterstützung mehr.
Zehn traurige Jahre lang war Klaus Nehme arbeitslos. Trotz Umschulungen des gelernten Kochs gab es nie einen festen Arbeitsplatz für ihn. Seine Frau, auch Köchin und seit über einem Jahr in Hartz IV: "Endlich gab es für ihn einen Job als Gabelstapler in Niedersachsen." Er bekommt kein tolles Gehalt (ca. 950 Euro netto/Monat), aber das ist ihm egal. Er wollte, wie immer gefordert wird, flexibel sein, um eine berufliche Zukunft für sich und seine Familie aufzubauen. Das Jobcenter Treptow-Köpenick zahlte sogar noch die Bahnfahrkarte nach Hannoversch Münden.
Wohnen kann Klaus Nehme dort bei seinen betagten Eltern. Im November endet seine sechsmonatige Probezeit. Heike Nehme: "Vorher können wir nicht zu ihm ziehen. Viel zu unsicher." Außerdem hat sie in Berlin Arbeit in Aussicht. So ohne ihren Klaus fühlt sie sich einsam. Erst in drei Monaten wird Klaus Nehme sich eine Heimfahrt leisten können.
Weil der Ehemann so wenig verdient und Heike Nehme arbeitslos ist, braucht die Familie weiterhin staatliche Unterstützung. Doch das Jobcenter zahlt nicht. Heike Nehme: "Nur für eine in Scheidung Lebende gäbe es Geld. Man verlangt einen Nachweis über die Einleitung einer Scheidung." Selbst ein Besuch des Paares im Amt brachte nichts. Sozialrechts-Anwältin Regine Blasinski ist entsetzt über die eiskalte Vorgehensweise der Behörde: "Nur weil ein Paar aus beruflichen Gründen an verschiedenen Orten lebt, kann doch keine Trennung angenommen werden."
Quelle: berlinonline.de