Polizei in Thüringen hat keinen Beleg für "Spring doch!"-Rufe beim Suizid eines Flüchtlings in Schmölln
Archivmeldung vom 17.11.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAuch nach fast vierwöchigen Ermittlungen hat die Polizei keine Beweise dafür gefunden, dass der 17-jährige Somalier von Passanten zum Sprung aus dem fünften Stock einer Betreuungseinrichtung aufgefordert worden wäre.
Beim Suizid eines 17-jährigen Somaliers in Schmölln Ende Oktober hat es nach Ermittlungen der Polizei keine anfeuernden Rufe gegeben.
Die Untersuchungen der Kriminalpolizei Gera ergaben "keine Hinweise", teilte Jens Heidenfeldt, Sprecher der Landespolizeidirektion Thüringen, auf Anfrage der Ostthüringer Zeitung mit.
Damit bestätigte die Thüringer Polizei ihre unaufgeregten Stellungnahmen, die sie nach ersten Befragungen unmittelbar nach dem tragischen Vorfall Ende Oktober abgegeben hatte. Bereits da waren Zweifel an Aussagen aufgetaucht, die "Spring doch"!-Rufe gehört haben wollten. Bei "zeugenschaftlicher Befragung" durch die Polizei relativierten sich die Aussagen in Richtung "Hörensagen", ohne konkrete Personen benennen zu können.
Ungeachtet der Zweifel hatten überregionale Medien und Politiker die Rufe als bewiesen veröffentlicht und so eine Vorverurteilung der Stadt Schmölln und ihrer Einwohner ausgelöst.
Derweil hat die Polizei auch Kommentare in sozialen Medien geprüft. Das Fazit: Fragwürdig, menschenverachtend, aber strafrechtlich leider nicht relevant.
Quelle: Ostthüringer Zeitung (ots)