Polinnen lassen in Schwedt auch abtreiben
Archivmeldung vom 08.11.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUm die rigiden Regelungen zu Schwangerschaftsabbrüchen in ihrem Land zu umgehen, lassen zahlreiche polnische Frauen Abtreibungen am Uckermark Klinikum in Schwedt durchführen. Laut dem Geschäftsführer der Klinik, Michael Jürgensen, hat das Haus jährlich um die 170 polnische Patienten, die für ihre Behandlung selbst zahlen.
"Ein großer Anteil davon sind
Schwangerschaftsunterbrechungen", sagte Jürgensen der Märkischen
Oderzeitung. Diese erfolgten nach deutschem Recht und vorheriger
Beratung durch die entsprechenden Institutionen.
Für die Behandlungen müssen die Frauen zwischen 400 und 500 Euro
aus eigener Tasche bezahlen. Die in Deutschland vorgeschriebene
Pflichtberatung vor der Abtreibung wird zumeist in der Schwedter
Beratungsstelle der Organisation "Pro Familia" durchgeführt. Die
polnischen Frauen, die sich dorthin wenden, stammten nicht nur aus
grenznahen Städten wie Stettin, sondern auch aus weiter entfernten
Orten, sagte die Landesgeschäftsführerin von "Pro Familia", Christine
Wolf.
In Polen sind Abbrüche nur erlaubt, wenn die Schwangerschaft als
Folge einer Vergewaltigung entstanden ist, Gefahr für die Gesundheit
der Mutter besteht beziehungsweise Missbildungen des Fötus zu
erwarten sind.
Unterdessen wurden Neuigkeiten im Streit des Klinikums Schwedt mit
Krankenkassen über die Bezahlung von Geburten polnischer Babys
bekannt. Wie die MOZ gestern berichtete, weigern sich die Kassen
inzwischen, die zumeist als "Notfälle" deklarierten Geburten weiter
zu finanzieren.
Allein die AOK Brandenburg hat laut ihrem EU-Beauftragten Marek
Rydzewski 430 000 Euro für 173 Fälle bezahlt. Obwohl dieses
Geld noch nicht von der polnischen Kasse NFZ erstattet wurde, teile
man inzwischen die Auffassung der polnischen Kasse, die untersuchen
will, ob es sich wirklich um "Notfälle" handelte. In 15 weiteren
Fällen, die die AOK selbst untersucht, wurde kein Geld an die Klinik
überwiesen.
Quelle: Pressemitteilung Märkische Oderzeitung