Gesellschaft DGPPN gegen Erfassung psychisch kranker Straftäter
Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde, Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, hat sich gegen die Einführung eines Registers für psychisch kranke Straftäter ausgesprochen. "Die Diskussion um eine zentrale Erfassung von Menschen mit psychischen Erkrankungen befördert Vorurteile und vergrößert bei den Betroffenen die Angst vor Stigmatisierung", sagte sie dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Je größer die Angst vor Stigmatisierung, desto geringer die
Wahrscheinlichkeit, dass Menschen frühzeitig psychiatrische oder
psychotherapeutische Behandlung in Anspruch nehmen." Wenn Psychiater und
Therapeuten Hinweise darauf erhielten, dass ein Patient eine Gefahr für
sich oder andere darstelle, könnten sie auch heute schon tätig werden
und Menschen auch gegen ihren Willen in einem Krankenhaus oder einer
Einrichtung unterbringen.
"Menschen mit psychischen Erkrankungen
sind als Gesamtgruppe nicht gewalttätiger als Menschen ohne psychische
Erkrankungen", hob Gouzoulis-Mayfrank hervor. "Allein aus der Tatsache,
dass ein Mensch eine psychische Erkrankung hat, lässt sich keine
Gefährdung ableiten", sagte sie.
Nur bestimmte psychische
Erkrankungen gingen mit einem erhöhten Risiko für Gewalttaten einher
"und das auch nur unter bestimmten Bedingungen und wenn die Erkrankung
nicht behandelt wird." Im Einzelfall sei eine solche Gefährdung jedoch
schwer bis unmöglich vorhersagbar. "Wichtig ist es, dass Menschen, die
ohne Behandlung ein erhöhtes Risiko für Gewalttaten aufweisen,
frühzeitig eine koordinierte und intensive Therapie erhalten", sagte die
Psychiaterin. Das gelte natürlich auch für Geflüchtete.
Quelle: dts Nachrichtenagentur