Kirchensteuer: Ebbe im Klingelbeutel
Archivmeldung vom 15.12.2017
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Freigeschaltet durch André OttDie Kirchen in Deutschland stehen finanziell vor einer Zeitenwende. Das berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung. Experten erwarten, dass die evangelischen Landeskirchen und die katholischen Bistümer die Jahre stetig wachsender Einnahmen hinter sich haben und von nun an mit schrumpfenden Haushalten klarkommen müssen. "Der Zenit bei unseren Kirchensteuern dürfte erreicht sein", sagt Stefan Große, Finanzdezernent bei der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).
Die Kirchensteuer ist die wichtigste Einnahme der EKM. In Sachsen-Anhalt zahlen Kirchenmitglieder einen Aufschlag von neun Prozent auf die Einkommenssteuer. In Deutschland betrugen die Kirchensteuereinnahmen im vergangenen Jahr 6,1 Milliarden Euro für die katholische und 5,5 Milliarden Euro für die evangelische Kirche. Das Geld wird von den staatlichen Finanzämtern eingezogen und an die Kirchen weitergeleitet.
Der erwartete Rückgang zwingt die Kirche zu Kürzungen. Zum 1. Januar 2019 streicht die EKM 80 bis 90 Stellen. Betroffen sind vor allem Pfarrer, aber auch Gemeindepädagogen und Kirchenmusiker. Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige beriet diese Woche mit den fünf anderen katholischen Bischöfen aus Ostdeutschland über die Finanzlage. Aus eigener Kraft könne man die Aufgaben nicht leisten, hieß es anschließend. Die Oberhirten appellierten an die West-Bistümer, auch nach 2020 Zuschüsse für den Osten zu zahlen.
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung (ots)