IKW-Jugendstudie: So verändert TikTok das Mindset der Jugendlichen
Die Social-Media-Nutzung der Jugendlichen steht international im Fokus. In Australien hat das Parlament jetzt ein Gesetz verabschiedet, das den Zugang zu sozialen Medien für Nutzerinnen und Nutzer unter 16 Jahren verbietet, um diese vor negativen Folgen zu schützen. Dazu zählen unter anderem Suchtverhalten, Angstzustände, Cybermobbing und kognitive Überlastung. Für Letzteres hat sich in TikTok und der Meme-Sprache der Begriff "Brain rot" etabliert, was im Deutschen so viel wie "Gehirnverrottung" oder "Hirnfäule" durch übermäßigen belanglosen Onlinekonsum bedeutet. "Brain rot" wurde jetzt zum Oxford-Wort des Jahres gewählt, was die Tragweite dieses digitalen Phänomens unterstreicht.
Doch wie verändert TikTok das Mindset der Jugendlichen? Das Überraschende: Die jungen Nutzerinnen und Nutzer wissen selbst sehr genau, welche Auswirkungen ein andauernder TikTok-Konsum haben kann - und der umfasst bei 78 Prozent aller Befragten ein bis drei Stunden täglich, 22 Prozent sind sogar bis zu zehn Stunden oder mehr pro Tag bei TikTok unterwegs. Das zeigt die aktuelle tiefenpsychologisch-repräsentative Jugendstudie "TikTok ungeschminkt" im Auftrag des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel (IKW), die von Lönneker & Imdahl rheingold salon durchgeführt wurde. 70 Prozent der Jugendlichen haben die Erfahrung gemacht, dass TikTok wegen der ständigen Dopaminausschüttung abhängig macht, 69 Prozent sehen ihre Konzentration gefährdet,
61 Prozent befürchten, durch TikTok zu verblöden, und 61 Prozent beklagen, nichts von den unzähligen TikTok-Inhalten verarbeiten zu können. Die jungen Menschen befürchten, auf TikTok hängenzubleiben und sich in Traumwelten zu verlieren. "Die Videos vermitteln so viele Optionen und Möglichkeiten - und am Ende macht man nichts davon, weiß auch nichts mehr davon, es bleibt komplett unkonkret."
Viele Jugendlichen merken, dass sie die Kontrolle verlieren und das Denken abstellen, dennoch schaffen sie es nicht, sich zu distanzieren. Rund ein Viertel der Befragten versucht, einen neuen Umgang mit TikTok zu finden. Doch die meisten davon führen eine "On-off-Beziehung" mit der sozialen Plattform: So löschen sie den Kanal immer mal, kehren dann aber wieder zurück.
Die Angst, etwas zu verpassen, lässt viele junge Social-Media-Nutzer nicht von TikTok loskommen. Wichtig ist ihnen das frühe Entdecken und Setzen von Trends: 68 Prozent glauben, dass Trends bei TikTok beginnen und später auf anderen Plattformen zu finden sind. "Zuerst ist es auf TikTok, dann auf Instagram und zuletzt auf YouTube Shorts." Um informiert zu bleiben, müssen sie regelmäßig TikTok schauen - denken sie. Das gilt auch für die Interaktion mit ihren Interessengruppen. TikTok macht es möglich, sich zu seiner "Bubble" zu bekennen, doch dafür ist es nötig, dieselben Inhalte zu konsumieren, um mitreden zu können - zum Beispiel bei "Memes".
Um zu verstehen, warum die Jugendliche TikTok nutzen, sind zwei verschiedene physische Verfassungen zu unterscheiden. Im passiv-vorbewussten Zustand wollen sich die Jugendlichen bei TikTok eigentlich nur entspannen. Doch die unzähligen Eindrücke führen oft zu einem tagtraumähnlichen Zustand mit möglichem Kontrollverlust. "TikTok-Schauen ist wie so eine Art Trance-Zustand, solange man das schaut, wird man quasi reingezogen, man beamt sich weg." Nach einem langen TikTok-Besuch entsteht so bei 69 Prozent ein schlechtes Gefühl. Sie merken, dass sie die Kontrolle über ihre Zeit verlieren und sich Themen widmen, die sie nicht beeinflussen können. "Wenn man dann nur eine halbe Stunde gucken wollte und dann doch 2 oder 3 Stunden drauf war, dann fühlt man sich richtig mies - irgendwie bekommt man dann alles nicht verarbeitet und hat sich auch nicht mit den eigenen Dingen beschäftigt."
Anders verhält es sich bei dem aktiv-realitätsnahen Zustand, denn da wollen sich die Jugendlichen bei TikTok informieren. 43 Prozent nutzen TikTok als Suchmaschine, ebenso viele als Informationsplattform. Dabei halten die Jugendlichen TikTok für glaubwürdiger als andere Social-Media-Plattformen. "Sachen suchen und informieren ist auf TikTok viel besser, als es auf Google überhaupt möglich ist." Im Kosmetikbereich etwa funktioniert TikTok für die Jugendlichen als Faktencheck und bietet Orientierung im umfassenden Produktangebot. Beauty-Routinen und Step-by-Step-Anleitungen geben ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit. Zudem erhoffen die Jugendlichen, sich durch TikTok körperlich und physisch neu zu erfinden, sich inspirieren und motivieren zu lassen und selbst Trends zu setzen.
Birgit Huber, Bereichsleiterin des Kompetenzpartners Schönheitspflege im IKW: "Mit unseren Studien wie "Insta ungeschminkt" und jetzt "TikTok ungeschminkt" sind wir nah an der Gen Z dran. Die Studien helfen uns, das Verhalten der Jugendlichen auf den sozialen Kanälen zu verstehen. So zeigt die Studie, dass die Nutzung von TikTok Abhängigkeiten verursachen kann. Gleichzeitig bietet die Plattform, wie im Bereich Kosmetik, Informationen und Empfehlungen, die den Alltag strukturieren und Sicherheit geben."
Quelle: Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. (IKW) (ots)