Sozialdienst katholischer Frauen widerspricht NRW-Gleichstellungsministerin: Zahlen zur häuslichen Gewalt kein Spiegelbild der Realität
Archivmeldung vom 22.04.2020
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Freigeschaltet durch André OttDer Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) hat der Darstellung von NRW-Gleichstellungsministerin Ina Scharrenbach (CDU) widersprochen, wonach in Nordrhein-Westfalen keine Zunahme häuslicher Gewalt in der Corona-Krise feststellbar sei.
"Die Zahlen spiegeln die Realität, die wir täglich erleben, in keiner Weise realistisch wider", sagte die Kölner SkF-Geschäftsführerin Monika Kleine, die auch dem Corona-Expertenrat von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) angehört, dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Kleine verwies auf die Ausnahmesituation bei der Polizei und den städtischen Behörden, denen Verstöße gegen das Gewaltschutzgesetz gemeldet werden.
"Vieles ging nur online, auch das Aufsuchen der Familien war oft nicht möglich. Anwälte waren zum Teil nur telefonisch tätig, ohne den persönlichen Kontakt. Auch die Gerichte arbeiteten nicht gewohnt, etwa beim Verhängen von Näherungsverboten", so Kleine. "Vor allem aber wurde dort, wo es eine große professionelle Sensibilität und Achtsamkeit für häusliche Gewalt oder Kindeswohlgefährdung gibt, nicht gearbeitet. Kitas, Schulen, Übermittagsbetreuungen - die waren doch wochenlang nicht am Start. Woher sollten dann die Meldungen kommen?"
Der SkF verzeichne an seinem Not-Telefon "eine deutliche Zunahme, genau wie die Telefonseelsorge oder der Gefährdungsmeldungs-Sofortdienst (GSD) des Jugendamts". Für Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt werden, sei die ohnehin hohe Hürde einer Anzeige zum Beispiel gegen ihren Partner, "mit der anonymeren Form einer behördlichen Unterstützung - wie jetzt im Moment - sogar noch höher geworden".
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger (ots)