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15 Minuten WM-Pause täglich: Forscher erwarten nur geringe Auswirkungen der WM auf Arbeitsproduktivität

Archivmeldung vom 09.06.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Angela Parszyk / PIXELIO
Bild: Angela Parszyk / PIXELIO

Bis zu 15 Minuten Arbeitszeit will der Durchschnittsdeutsche während der WM täglich opfern, um sich der WM zu widmen. Den Ausfall nacharbeiten will jedoch nur jeder Vierte. Insgesamt könnten dadurch in den kommenden Wochen 0,27% des BIP verloren gehen. Im Vergleich zu 2006 wären die Auswirkungen in diesem Jahr damit jedoch deutlich geringer – und auch die Chefs sehen den Ausfall vergleichsweise gelassen, so die Ergebnisse der WM-Studie des Lehrstuhls für Marketing I der Universität Hohenheim.

Statt Public-Viewing: nicht nur eine Sofa-WM soll das Sportereignis werden, sondern auch eine Bürostuhl-WM. Eine Studie von Marktforschern um Prof. Dr. Markus Voeth vom Lehrstuhl für Marketing I zeigt, dass über 50% der Arbeitnehmer planen bis zu 15 Minuten täglich mit WM-Themen am Arbeitsplatz zu verbringen.

Für die Studie befragten die Marketingexperten mit ihren Studierenden in fragebogengestützten Interviews deutschlandweit 1664 Personen. Die Forscher fragten nach den Plänen der Arbeitnehmer für die WM an ihrem Arbeitplatz und inwieweit Arbeitgeber das WM-Verhalten tolerieren.

15 Minuten ohne Nachsitzen

Rund 15 Minuten will gut die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer mit der WM verbringen: Radio hören, die Spiel-Ergebnisse im Internet abrufen, Tipp-Gemeinschaften unter Kollegen bilden und vieles mehr. Die Zeit, die sie dafür verwenden wollen, will nur fast ein Viertel der Befragten wieder nachholen. Die überwiegende Mehrheit der WM-Fans (76,1%) plant nicht, die verlorene Arbeitszeit wieder reinzuholen.

„Sollten sich unsere Befragungwerte als realistisch herausstellen, würden 0,27% des Bruttoinlandsprodukts verloren gehen“, sagt Prof. Dr. Voeth. Im Vergleich zur WM 2006 wäre der Verlust aber weniger gravierend: „Die verlorene Arbeitszeit wirkte sich 2006 mit 0,4% des BIP gravierender aus“, ergänzt Jeanette Loos, Projektleiterin der WM-Studie.

Chefs sehen WM-Zerstreuung locker

Erstaunt hat die Marktforscher, dass Arbeitnehmer ihre Chefs viel strenger einschätzen, was die drohende WM-Ablenkung angeht. „Grundsätzlich gehen Arbeitnehmer davon aus, dass ihr Arbeitgeber es nicht gut findet, wenn sie sich während der Arbeitszeit mit der WM beschäftigen“, meint Co-Leiterin Sabine Schwarz. Zum Beispiel befürchten rund 20% der Befragten laut Studie, dass ihr Chef Büro-Tippgemeinschaften sanktionieren würde.

Tatsächlich seien Deutschlands Chefs jedoch viel toleranter als gedacht – wenn es um das Thema WM geht. „Nur 7,1% der befragten Chefs würden es in Erwägung ziehen, Büro-Tippgemeinschaften abzustrafen“, sagt Sabine Schwarz.

Generell scheinen Deutschlands tolerante Arbeitgeber kein Problem mit den meisten WM-Aktivitäten ihrer Mitarbeiter zu haben. 60 bis 70 Prozent der Chefs finden es in Ordnung, wenn die Arbeitszeit in kleinen Teilen dazu genutzt wird, WM-Ergebnisse im Internet abzurufen, oder wenn zur WM das Radio eingeschaltet wird.

Einzig TV-Übertragungen der WM-Spiele sind ein rotes Tuch für deutsche Chefs. Fast 70% würden dieses Verhalten ihrer Mitarbeiter im Büro nicht tolerieren, so die Studie. Allerdings rechnet die Mehrheit der Arbeitnehmer auch nicht damit, mit TV-Schauen im Büro auf Gegenliebe zu stoßen.

Keine WM-Euphorie am Arbeitsplatz

WM-tolerante Chefs, schön und gut: die Motivation der Arbeitnehmer wird die Kulanz der Vorgesetzten trotzdem nicht steigern können. „Nicht einmal 10% der Deutschen gaben an, dass sie während der WM eine höhere Arbeitsmotivation verspüren“, sagt Jeanette Loos. Die restlichen 90% sind sich einig, dass sich ihre Motivation während der WM trotz Toleranz nicht verbessern wird.

Die ausgelassene WM-Stimmung scheinen die Befragten also zu Hause zu lassen. In Deutschlands Unternehmen werde sich also die Stimmung während der WM 2010 nicht merklich verbessern, schätzt Prof. Dr. Voeth.

Quelle: Universität Hohenheim

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