Über 5.000 Demonstranten gegen Teilabriss der "East Side Gallery"
Archivmeldung vom 04.03.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtÜber 5.000 Menschen haben am Sonntag für den vollständigen Erhalt der "East Side Gallery" in Berlin demonstriert. Ein Stück des längsten noch erhaltenen Teils der Berliner Mauer soll abgerissen werden, unter anderem um Platz für ein Hochhaus mit Luxuswohnungen und eine neue Brücke zu machen.
Bereits am Freitag waren die Abrissarbeiten vorübergehend gestoppt worden, weil zu diesem Zeitpunkt rund 400 Menschen die Bauarbeiter behinderten. "Die Mauer muss bleiben" riefen die Demonstranten, am Sockel der Mauer war der Satz "Mr. Wowereit - dont tear down this wall" zu lesen. Seit dem klafft an der Stelle eine etwa ein Meter breite Lücke, während sich der Aufruf zur Demo im Internet rasant verbreitete.
Ungeachtet der Proteste soll es am Montag mit den Abrissarbeiten weitergehen. Die Polizei kalkuliert bereits mit einem Großaufgebot an Beamten. Bislang verliefen die Proteste weitestgehend friedlich. Die "East Side Gallery" in Berlin-Friedrichshain war nach der Öffnung der Berliner Mauer im Frühjahr 1990 von 118 Künstlern aus 21 Ländern bemalt worden. Sie gilt mit einer Länge von 1.316 Metern als die längste dauerhafte Open-Air-Galerie der Welt. Die Künstler kommentierten in gut hundert Gemälden auf der ehemaligen Ostseite der Mauer mit den unterschiedlichsten künstlerischen Mitteln die politischen Veränderungen der Jahre 1989/90.
Bezirksbürgermeister konnte Teilabriss der East-Side-Gallery nicht verhindern
Der Berliner Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), hatte bei dem von ihm genehmigten und heftig umstrittenen Teilabriss der Berliner East-Side-Gallery rechtlich keine andere Wahl: "Ich war an Baurecht gebunden, das vor meiner Zeit als Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg verabschiedet wurde", sagte Schulz gegenüber der "Bild am Sonntag". In dem von Schulz unterschriebenen Vertrag vom 11. Februar heißt es, dass "die Öffnung des Baudenkmals Berliner Mauer (`East-Side-Gallery`) sofort erfolgen" könne.
Der Investor Maik Uwe Hinkel, der auf dem ehemaligen Todesstreifen ein 63 Meter hohes Gebäude mit 36 Luxus-Wohnungen errichten will, weist seinerseits jede Verantwortung an dem Teilabriss der East-Side-Gallery zurück: "Der Bezirk hat den Umbau der Mauer für eine Brücke über die Spree geplant. Vor unserem Grundstück bleibt alles stehen."
Zu der in dieser Woche vom Bezirksparlament beschlossenen Einführung von Unisex-Toiletten in Friedrichshain-Kreuzberg sagte Bezirksbürgermeister Schulz: "Ich sehe die Einführung von Unisex-Toiletten vor allem als Test, um zu sehen, wie groß die Akzeptanz ist."
Wie viele Intersexuelle es in seinem Bezirk gibt, weiß Schulz nicht: "Genaue Zahlen kann ich nicht nennen, aber ich denke mal, es sind in einem toleranten und bunten Bezirk wie Friedrichshain-Kreuzberg mehr als anderswo in Deutschland."
Quelle: dts Nachrichtenagentur