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Zweisprachige Kinder zeigen feineres Gespür für Gesprächspartner

Archivmeldung vom 11.05.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.05.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de

Zweisprachige Kinder passen sich den Bedürfnissen ihrer Gesprächspartner besser an als einsprachige. Forschende der Universität Zürich führen dies darauf zurück, dass bilingual aufwachsende Kinder häufiger anspruchsvolle Kommunikationssituationen bewältigen müssen und mit den unterschiedlichen Gesprächsstilen ihrer Elternteile konfrontiert sind.

Erfolgreiche Kommunikation erfordert Kooperation und Anpassung. Um angemessen auf den Gesprächspartner zu reagieren, ist es wichtig, dessen Absichten und kommunikativen Bedürfnisse zu verstehen. In einer Studie haben Entwicklungspsychologinnen und -psychologen der UZH untersucht, inwiefern dies Kindern im Alter von drei bis vier Jahren gelingt.

Die Anliegen des Gegenübers erfassen

Dazu forderten die Forschenden ein- und zweisprachig aufwachsende Kinder auf, Puzzleteile an verschiedenen Orten zu verstecken. Zwei Interaktionspartner in Form von Handpuppen – ein Marienkäfer und die Grashüpfer – machten sich anschliessend auf die Suche danach. Die Kinder durften beim Suchen zuschauen und Hinweise geben. Die beiden Interaktionspartner unterschieden sich deutlich in ihrer Reaktion auf die vom Kind angebotene Hilfe. Der Marienkäfer zeigte sich dankbar für jeden Tipp, während der Grashüpfer die Puzzleteile lieber selber finden wollte und auf Hinweise ablehnend reagierte. Die Wissenschaftler beobachteten nun, wie sich die Kinder in dieser Situation verhielten und ob sie zwischen den unterschiedlichen Bedürfnissen unterschieden oder nicht.

Subtile vs. explizite Hilfeleistungen

Dabei zeigte sich, dass die einsprachig und zweisprachig aufwachsenden Kinder gleichermassen hilfsbereit waren und zwar beiden Interaktionspartnern gegenüber. Allerdings unterschieden sie sich in der Art und Weise, wie sie mit den Interaktionspartnern kommunizierten. Zweisprachige Kinder halfen dem Grashüpfer oft auf non-verbaler Ebene, indem sie das Puzzleteil aus dem Versteck nahmen und es unauffällig so platzierten, dass er es selbst entdecken konnte. Einsprachige Kinder hingegen lieferten dem Grashüpfer weiterhin explizit verbale Hinweise («Schau doch mal dort nach.»). Die zweisprachigen Kinder passten sich dem Bedürfnis des Grashüpfers, die Puzzleteile selber zu finden, also an, was den einsprachig aufwachsenden Kindern nicht gelang.

Erfahrungen mit unterschiedlichen Kommunikationsstilen

«Zweisprachige Kinder reagieren in ihrem Kommunikationsverhalten sensibler auf ihre Gesprächspartner und zeigen eine grössere Flexibilität bei der Wahl ihrer Kommunikationsmittel», resümiert UZH-Entwicklungspsychologin Anja Gampe. Einen möglichen Grund dafür sehen sie und ihre Mitautoren darin, dass zweisprachige Kinder häufiger anspruchsvolle Kommunikationssituationen zu bewältigen haben und mit verschiedenen, auch indirekten Kommunikationsstilen konfrontiert sind. «Dies könnte dazu führen, dass zweisprachige Kinder die kommunikativen Signale anderer besser verstehen und ihre eigenen Anliegen flexibler und teilweise auch non-verbal vermitteln müssen», so Ko-Autorin Stephanie Wermelinger.

Quelle: Universität Zürich (idw)

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