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Olympia - für Kranke keine Einreise?

Archivmeldung vom 04.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Menschen, die an Lepra, Tuberkulose, HIV/Aids oder anderen Krankheiten der Armut erkrankt sind, dürfen nach neuesten Richtlinien der chinesischen Behörden nicht zu den Olympischen Spielen nach China einreisen.

Die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) fordert die chinesische Regierung auf, diese Diskriminierung umgehend zu beenden. "Natürlich will China sich wie viele Staaten gegen die Einschleppung von ansteckenden Krankheiten schützen, und dieser Schutz ist auch legitim. Aber diese Richtlinien gehen weit über jedes vertretbare Maß hinaus", formuliert DAHW-Geschäftsführer Jürgen Hammelehle die Forderung. Die DAHW schließt sich damit dem Protest von Yohei Sasakawa an, dem Präsidenten der Nippon Foundation. Sasakawa hat die ausschließlich in chinesischer Sprache formulierten Richtlinien entdeckt, in denen erkrankte - besonders von Lepra betroffene - Menschen in einem Atemzug mit mutmaßlichen Terroristen und Drogenhändlern die Einreise auf jeden Fall verwehrt werden soll.

Verstoß gegen UN-Konventionen zu Menschenrechten

Die DAHW fordert die chinesische Regierung auf, das Einreiseverbot für erkrankte Menschen umgehend abzuschaffen: "Diese Richtlinie verstößt eindeutig gegen die UN-Menschenrechtskonventionen, die auch von der Volksrepublik China unterzeichnet wurden", so DAHW-Geschäftsführer Jürgen Hammelehle: "Erst am 18. Juni 2008 hat China im UN-Menschenrechtsrat einer Resolution gegen Diskriminierung der von Lepra betroffenen Menschen zugestimmt." Mit diesen Richtlinien schürt die chinesische Regierung mittelalterliche Vorurteile, mit denen die Betroffenen bis heute stigmatisiert werden. Fakt ist: Bereits zwei Wochen nach Beginn der medizinischen Behandlung ist ein Lepra-Patient nicht mehr infektiös, nach Abschluss der Behandlung ist die Krankheit vollständig geheilt, auch wenn sie in vielen Fällen zu den typischen und oftmals deutlich sichtbaren Verstümmelungen geführt hat.

Bundesregierung und Sportverbände müssen intervenieren

Die DAHW fordert die Bundesregierung und alle an Olympia beteiligten Sportverbände auf, sich ihrem Protest anzuschließen: "Welche Gruppe wird sonst als nächste von Teilnahme oder Besuch der Olympischen Spielen ausgeschlossen? Bei Diskriminierung heißt es - gerade in Deutschland: Wehret den Anfängen!" Der DAHW-Geschäftsführer appelliert, den olympischen Gedanken als Maßstab für den Protest zu nehmen: "Wir wollen ein Fest der Verständigung aller Menschen dieser Welt über alle politischen oder sozialen Grenzen sehen. Was wir nicht sehen wollen, ist ein Fest nur für ausgewählte, privilegierte Menschen." Die DAHW ist seit 1957 im Kampf gegen die Krankheiten der Armut aktiv und hat aktuell 295 medizinisch-soziale Hilfsprojekte in 35 Ländern weltweit.

Quelle: Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW)

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