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Bundeswehrverband nennt Ausbildungsdebatte anlässlich des Todes dreier Soldaten "nicht redlich"

Archivmeldung vom 09.04.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.04.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
DBwV Dt. BundeswehrVerband
DBwV Dt. BundeswehrVerband

Als "nicht redlich" hat es der Deutsche Bundeswehrverband bezeichnet, dass "am Tod von drei gefallenen Soldaten nun eine Ausbildungsdebatte entflammt".

Die am Karfreitag in Afghanistan  gefallenen und verletzten  Bundeswehrsoldaten seien "sehr erfahrene Dienstgrade" gewesen, hätten gewusst, dass sie sich in einem sehr gefährlichen Einsatz befinden, dass sie Schussfläche bieten, wenn sie sich in einem Gefecht außerhalb der gesicherten Fahrzeuge befinden, betonte Verbandssprecher Wilfried Stolze in einem Video-Interview gegenüber der aktuellen Ausgabe der "Leipziger Volkszeitung".

"Die Politiker sagen, die Truppe bekommt das, was sie braucht. Wir sorgen dafür, dass sie das beste Material gerade nach Afghanistan bekommt", meinte Verbandssprecher Stolze. "Die Truppe selbst aber macht manchmal Desinteresse bei der Politik aus." Mit der Formel vom "Krieg" in Afghanistan im Sinne eines Guerilla-Krieges gehe die Politik eine besondere Verpflichtung ein. "Sie müssen das beste Material den Soldaten geben, das ihnen den sichersten Schutz bietet. Das ist eine wichtige Forderung auch von uns. Aber sie gehen auch eine große Verpflichtung im Rahmen der Fürsorge ein, im Rahmen der sozialen Rahmenbedingung, die Soldaten auch im Einsatz haben müssen. Und sie gehen die Verpflichtung ein, dass möglichst alle Soldatinnen und Soldaten gesund wieder nach Hause kommen."

An diesem Freitag findet in Selsingen die offizielle Trauerfeier   für die am Karfreitag in Afghanistan gefallenen Soldaten der Bundeswehr statt. Daran wird auch die Bundeskanzlerin teilnehmen. Sie will bei dieser Gelegenheit, nach Informationen der Zeitung, nicht nur an der Kondolenz-Zeremonie mit den engsten Angehörigen der Soldaten teilnehmen, sondern auch mit einer Rede ihre grundsätzliche politische Gesamtverantwortung für den deutschen Afghanistan-Einsatz unterstreichen. Den Soldaten soll durch die Kanzlerin, nach diesen Informationen, erneut zugesagt werden, die Truppe würde alles an Material und Ausrüstung erhalten, was zur Erledigung des Bundestagsmandates notwendig und möglich sei. Aus Kreisen des Kanzleramtes wurde gegenüber der Zeitung betont, aus der Merkel-Teilnahme in Selsingen, für die sie ihren Oster-Urlaub abgebrochen habe, solle nicht geschlussfolgert werden, die Kanzlerin werde nun an jeder Trauerfeier für gefallene Bundeswehr-Soldaten teilnehmen.

Der Sprecher des Bundeswehrverbandes, Wilfried Stolze, sagte gegenüber der Zeitung, in der Vergangenheit habe es oft beschönigende Reden und Worte gegeben. "Unsere Soldaten sagen: Die Politiker sagen nicht deutlich genug, was wir hier in Afghanistan machen. Ihr größtes Problem ist, sie müssen sich zu Hause bei ihren Freunden, in der Stammkneipe, bei ihren Eltern, dafür rechtfertigen, dass sie im Afghanistaneinsatz sind. Und sie sagen, warum schaffen das die Politiker nicht?"

Stolze erinnerte daran, dass Berichte über Mängel, über Defizite in der Ausbildung und Ausrüstung der Bundeswehr seit Monaten in der Truppe bekannt seien und diskutiert würden. Dabei sei immer wieder gefordert worden, dass das gefechtsmäßige Auf- und Absitzen im geschützten "Dingo"-Fahrzeug von der eingesetzten Truppe nicht erst in Afghanistan geübt werden dürfe. In schriftlichen und mündlichen Eingaben hätten die eingesetzten Soldaten vielfach gefordert, die "Dingo"-Praxis müsse in Deutschland erworben werden, denn bei diesem Fahrzeug handele es sich nicht um irgendeinen Pkw, "sondern ein tonnenschweres Fahrzeug, das man beherrschen muss".

Auch der Bundeswehrverband habe, ganz unabhängig vom Verlauf des tödlich verlaufenen Karfreitag-Gefechts, immer wieder darauf verwiesen, dass es in Afghanistan Engpässe bei den Hubschraubern, den Transport-Flugzeugen zur Aufrechterhaltung der Rettungskette für Verwundete und bei Aufklärungssystemen  gebe. "Da muss nachgerüstet werden."

Es gebe Angelegenheiten, so Verbandssprecher Stolze, "die gehören nach unserer Meinung als Chefsache behandelt. Und der Afghanistaneinsatz, so hat es unser Bundesvorsitzender Kirsch formuliert, muss Chefsache sein." Zu diesen Aufgaben gehöre dann auch "endlich eine richtige Afghanistanbilanz", verlangte der Bundeswehrverband. "Was haben wir in diesen acht Jahren, in denen wir da stehen, überhaupt erreicht? Macht es Sinn, so weiter zu machen?"

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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