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VDE-Studie zeigt Potenziale intelligenter Stromnetze auf

Archivmeldung vom 23.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mit Smart Metern hat die Industrie die technischen Voraussetzungen für den Aufbau einer intelligenten Energie-Infrastruktur bereitgestellt. Die wirtschaftlichen Perspektiven hat der VDE in einer jetzt veröffentlichten Analyse untersucht.

Die rasend rotierende Ferraris-Scheibe in den alten Stromzählern hat bald ausgedient. Der schlaue Stromzähler, auch Smart Meter genannt, ist auf dem Vormarsch und wird unseren Umgang mit Strom stark verändern. Er schafft die Voraussetzung dafür, im Rahmen einer intelligenten Infrastruktur dezentrale, regenerative Energieerzeuger einzubinden, die Energieeffizienz beim Endverbraucher zu steigern und den Anteil fossiler Energieträger ohne Einbußen bei der Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit der Energieversorgung zurückzufahren. Solche Infrastrukturen werden auch als Smart Grids bezeichnet.

Nach Auffassung des VDE sind nunmehr geeignete politische und rechtliche Rahmenbedingungen sowie umfangreiche Investitionen erforderlich, um dem Markt die notwendigen Impulse zu verleihen. Die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven einer schnellen Einführung von Smart Metering und Smart Grids schätzt der VDE in einer aktuellen Analyse als sehr positiv ein. Ein schnelles Roll-out in Deutschland brächte die deutsche Industrie in diesem Bereich in eine Führungsposition, die sich sehr positiv auf den Export der Technologie auswirken würde, argumentiert der Verband.

Weltweit gilt Smart Metering, d.h. Fernablesung und Lastmanagement mittels „intelligenter“ elektronischer Stromzähler im Haushalt und einer entsprechenden IKT-Infrastruktur, als wichtige Voraussetzung für mehr Energieeffizienz. Denn durch die stetige Zunahme von meist dezentral einspeisenden, erneuerbaren Energiequellen, die an unterschiedlichsten Orten erheblich fluktuierend Energie in die Verteilnetze einspeisen, wird die Regelung und der Netzbetrieb erschwert und verlangt nach einem intelligenten Lastmanagement. Es gibt zudem mehr und mehr Zeitbereiche, in denen die anfallenden regenerativen Energien die Last insgesamt übersteigen und deshalb zu negativen Strompreisen an der Energiebörse führen. Der Einbau intelligenter Stromzähler mit zahlreichen Zusatzmodulen gilt vor diesem Hintergrund als erster Schritt zum intelligenten Energienetz der Zukunft. Bis 2020 ist laut EU die Ausstattung von 80 Prozent der Haushalte mit „intelligenten Zählern“ vorgesehen. Dieser erste Schritt bringt jedoch erhebliche rechtliche, technische und wirtschaftliche Herausforderungen mit sich.

Um die Verbraucher an der Lastregelung zu beteiligen, werden Gebäude benötigt, die intelligent vernetzt sind und mit dem Smart Grid kommunizieren. Smart Metering fällt hierbei eine Schlüsselrolle zu. Die erforderliche Kommunikationsinfrastruktur muss zudem echtzeitfähig sein, um eine effiziente Nutzung der Energie und einen optimierten und sicheren Netzbetrieb in Zukunft zu gewährleisten. Smart Metering dient als eine Art „Gateway“ zur Hausautomatisierung und zum Datentransport für zukünftige Smart-Grid-Applikationen. Mittels smarten Energiemanagements ließe sich etwa überschüssige Energie von verbrauchsintensiven Haushaltsgeräten, beispielsweise Waschmaschinen oder Trocknern, auffangen. Diese könnten bei Bedarf zu- oder abgeschaltet werden, um so bei sporadisch auftretenden Energiespitzen die Energie sinnvoll aus dem Netz abzuleiten. Aber auch Einspar- und Nutzungspotentiale weit über die eigenen vier Wände hinaus wären möglich. Ein Beispiel dafür ist die Elektromobilität. Die Akkus von Elektroautos könnten als Speicher für momentan überschüssige Energie dienen und Defizite in der Verfügbarkeit ausgleichen.
In jedem Fall stärkt Smart Metering laut VDE-Analyse die Stellung des Endverbrauchers, der nun Einfluss auf das Netzgeschehen nehmen kann. Indem der Kunde visuell Zugriff auf seine Messdaten und Kosten erhält, kann er auf dieser Grundlage Strom und Geld sparen. Innovative Abrechnungsmodelle sollten laut VDE-Analyse dabei die Schnittstelle zwischen Versorger und Verbraucher definieren.

Mit dem Einzug der schlauen Stromzähler in den Haushalt gewinnt der Verbraucher- und Datenschutz weiter an Bedeutung. „Die Endkunden müssen über Umstände und Nutzung ihrer Energiedaten informiert werden. Dies beginnt bereits bei der Vertragsge­staltung, bei der die Zustimmung über die Verwendung der Daten erfolgen muss“, so eine der Kernaussagen der VDE-Studie. Das Thema Datenschutz sollte aus VDE-Sicht auch deshalb mit hoher Priorität versehen werden, weil eine mangelnde Akzeptanz von Smart Metering angesichts der immensen Herausforderungen in der Energie- und Klimapolitik fatal wäre. 

Quelle: Rolf Froböse

 

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