Olaf Scholz, SPD-Arbeitsminister, fordert "nationale Bildungsstrategie"
Archivmeldung vom 28.06.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSPD-Arbeitsminister Olaf Scholz will Hochschulen und Universitäten auch für Nicht-Abiturienten öffnen. Im Rahmen einer "nationalen Bildungsstrategie" sollen Universitäten für Berufstätige öffnen, die eine Lehre gemacht und drei Jahre Berufspraxis haben, sagte Scholz dem "Tagesspiegel"
Außerdem soll die Meisterprüfung als Befähigung zum Studium anerkannt werden. "Wir müssen für mehr und bessere Bildungsabschlüsse sorgen" begründete der Arbeitsminister seine Forderung für "mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem". Scholz bekräftigte seine Pläne, im Rahmen der Arbeitsförderung jedem Schulabbrecher die Chance darauf einzuräumen, den Hauptschulabschluss nachzuholen. Er rechne mit bis zu 250000 Interessenten, das wäre etwa jeder zweite Langzeitarbeitslose, der bisher keinen Schulabschluss hat. Bildung, sagte Scholz, sei "der Schlüssel zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und Armut". Praktisch sollen die Betroffenen im Rahmen von Berufsausbildungen den Schulabschluss nachholen. Scholz kündigte an, dabei auch Druck auf Verweigerer ausüben zu wollen. Es sei klar: "Wie bei allen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gibt es die Mitwirkungspflicht." Wer einen praktischen Kurs besuchen soll, an dessen Ende der Hauptschulabschluss steht, könne sich dem nicht verweigern. Der SPD-Minister forderte überdies eine breite gesellschaftliche Debatte über die Qualität der Bildung und mehr Anstrengungen bei Bund und Ländern. Den Ländern warf Scholz vor, ihrer Verantwortung noch nicht voll nachzukommen. "Wenn acht Prozent der Jugendlichen jedes Jahr die Schule abbrechen, dann kann an dieser Bildungspolitik etwas nicht stimmen", sagte er. Neben dem Rechtsanspruch für Arbeitslose, den Hauptschulabschluss nachzuholen plädierte Scholz dafür, in die Verfassung das Recht aufzunehmen, "dass jeder jederzeit jeden allgemeinen Bildungsabschluss nachholen kann".
Quelle: Der Tagesspiegel