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Zahl junger Drogentoter stark gestiegen

Archivmeldung vom 30.11.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.11.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Bild: alt_f4 / pixelio.de
Bild: alt_f4 / pixelio.de

Die Zahl der jungen Drogentoten hat sich in Deutschland seit 2016 mehr als verdoppelt. Laut einer Abfrage von STRG_F (NDR/funk) in allen Bundesländern* sind im Jahr 2021 insgesamt 131 Menschen gestorben, die jünger als 22 Jahre alt waren. Darunter waren sogar drei Kinder im Alter von bis zu 13 Jahren einschließlich. Zwischen 2016 und 2019 lag die Zahl noch zwischen 44 und 59 Drogentoten pro Jahr im Alter von bis einschließlich 21 Jahren, 2020 waren es 78. Die Zahl der Drogentoten aller Altersklassen war 2021 ebenfalls auf ein Langzeithoch von 1.826 gestiegen.

Der Grund für den starken Anstieg junger Drogentoter ist offenbar noch unklar. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, zeigte sich gegenüber STRG_F überrascht: "Diese Zahl war mir so noch nicht bekannt, belegt aber eindeutig, dass wir den von mir bereits mehrfach geforderten neuen Kurs in der hiesigen Sucht- und Drogenpolitik unbedingt brauchen." Blienert fordert einen Paradigmenwechsel. "Drogenkonsum darf kein Gesprächstabu bleiben, suchtkranke Menschen dürfen nicht mehr ausgegrenzt werden, Hilfe muss schneller und direkter ankommen", so Blienert.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach antwortete auf Anfrage von STRG_F nicht.

Hintergrund der Abfrage der Zahlen ist eine Recherche von STRG_F zu illegalen Rave-Partys. Nach solch einem Rave in einem Bunker in Köln war im August ein 20-Jähriger gestorben - offenbar an einer Überdosis. Die Todesursache ist noch nicht abschließend geklärt. Kurz nach dem Todesfall waren Gerüchte aufgekommen, dem jungen Mann sei zu spät geholfen worden, weil andere Feiernde gezögert hätten, den Notruf zu wählen. Diese Aussagen bestätigten auch Besucher des Raves, mit denen ReporterInnen von STRG_F gesprochen haben, darunter die Person, die schließlich den Notruf wählte. Außerdem sprachen die JournalistInnen mit einer 15-Jährigen, die den Rave besucht hatte, mit einem der Veranstalter und weiteren Menschen aus der Rave-Szene.

Alle Protagonisten erzählen, die Szene habe sich in vielerlei Hinsicht verändert: Die Feiernden würden nicht nur zunehmend weniger aufeinander Acht geben, sondern es würden auch immer mehr Drogen offen konsumiert. Viele Drogen konsumierende RaverInnen seien zudem minderjährig. Das bestätigen auch Recherchen von STRG_F. Die ReporterInnen besuchten zwei illegale Raves im Raum Köln, wo sie unter anderem auf Minderjährige trafen, die von ihren Handydisplays Drogen konsumierten.

*Hinweis zu den Zahlen: Nicht alle Bundesländer hatten noch Daten vorliegen. Im Jahr 2016 (44 Drogentote bis 21) fehlen Daten aus Bremen und dem Saarland, 2017 (55 Drogentote bis 21Jahre) fehlen Daten aus Thüringen und dem Saarland und 2018 (53 Drogentote bis 21 Jahre) fehlen Zahlen aus dem Saarland. Die Zahlen von 2019 bis 2021 sind vollständig.

Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)

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