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Kritik an Leitung des UKE: Kollektives Schweigen schafft Misstrauen

Archivmeldung vom 29.10.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.10.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Ein Mensch der gegen seinen Willen festgebunden und mit Drogen versehen wird in einer forensischen Psychatrie (Symbolbild)
Ein Mensch der gegen seinen Willen festgebunden und mit Drogen versehen wird in einer forensischen Psychatrie (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) starb Ende April der Psychiatriepatient Tonou Mbobda nach einer Zwangsfixierung durch Sicherheitskräfte. In der aktuellen ZEIT:Hamburg äußert sich dazu erstmals ein langjähriger Mitarbeiter des UKE öffentlich und kritisiert die Klinikleitung.

"Die Kommunikation der Klinikleitung war viel zu defensiv. Viele Kollegen waren nach dem Todesfall sehr betroffen, Patienten verunsichert. Es gab eine rege interne Debatte im UKE. Die fand aber gar nicht den Weg nach draußen, denn Presse- und Rechtsabteilung haben alles abgeschottet", sagt der gerade in den Ruhestand gegangene Psychologe Thomas Bock, der 40 Jahre lang am UKE war und zuletzt die Ambulanz für Psychosen und Bipolare Störungen geleitet hat. Bock, 65, schlussfolgert: "Kollektives Schweigen schafft aber erst recht Misstrauen!"

Laut UKE wurde der Patient fixiert, weil er sich der Anordnung zur Unterbringung widersetzte. Bock sagt: "Zum Zeitpunkt des Zugriffs saß der Patient rauchend auf einer Bank auf dem Klinikgelände und war unentschlossen, ob er die Klinik verlassen sollte oder nicht. Die Situation eskalierte, als ein Mann des Wachdienstes ihm eine Hand auf die Schulter legte, um ihn in die Klinik zu bewegen. Dies mag bei einem Suchtpatienten kumpelhaft rüberkommen, in einer Psychose kann eine solche Annäherung als körperliches Eindringen empfunden werden und große Panik auslösen."

Außerdem sieht Bock einen weiteren großen Missstand: "Es gibt ein großes strukturelles Problem am UKE und an vielen anderen Kliniken: Die Stationen sind zu groß. Die Psychiatrie-Enquete empfiehlt maximal 18 Betten. Allein in der Akutstation des UKE standen bis vor Kurzem noch 34 Betten." Er setzt sich dafür ein, dass mehr ambulante Hilfe geleistet wird. "In vielen Fällen wäre eine Krisenintervention zu Hause viel sinnvoller. Dort könnten Patienten ihre Routinen beibehalten und würden sich nicht eingesperrt fühlen."

Quelle: DIE ZEIT (ots)

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