Weißer Ring fordert mehr Therapien für Flüchtlinge
Archivmeldung vom 29.06.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngesichts der zunehmenden Gewalt gegen Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland hat die Opferschutzorganisation Weißer Ring mehr Therapien für traumatisierte Flüchtlinge gefordert. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte die Bundesvorsitzende Roswitha Müller-Piepenkötter: "Wenn Flüchtlinge, die aus Kriegsgebieten hierher kommen, erneut angegriffen werden, ist es die Aufgabe des Bundesamtes es für Migration, eine psychotherapeutische Versorgung sicher zu stellen. Das passiert viel zu selten."
In Deutschland fehle es an ausgebildeten Trauma-Therapeuten, kritisierte Müller-Piepenkötter. Der Grund dafür sei, dass die Ärzte- und Psychotherapeuten-Kammern zu strenge Zulassungsbedingungen aufstellten und es zu wenige Ausbildungsmöglichkeiten gebe. Ergebnis sei ein Mangel an Therapeuten: "Die können bei weitem nicht den Bedarf abdecken." Zahlen nannte die Vorsitzende nicht. Der Bund unterschätze aber das Problem der Therapie für Flüchtlinge: "Es wird der Eindruck erweckt, als ob der Bedarf gar nicht so hoch wäre", kritisierte Müller-Piepenkötter. Auch für andere Kriminalitäts-Opfer, vor allem Gewaltopfer, fehlten Therapeuten.
Nach dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Verfassungsschutzbericht ist die fremdenfeindlich motivierte Gewalt in Deutschland im vergangenen Jahr dramatisch gestiegen. Es wurden alleine 894 Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte verübt - mehr als fünf Mal so viele wie im Vorjahr.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)