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Jede zweite Frau und jeder dritte Mann wegen psychischer Störungen frühzeitig aus Job ausgeschieden

Archivmeldung vom 10.09.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.09.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Verzweifelt, Alleine, Alleinerziehend, Führerscheinlos, Depression, Selbstmordgedanken (Symbolbild)
Verzweifelt, Alleine, Alleinerziehend, Führerscheinlos, Depression, Selbstmordgedanken (Symbolbild)

Bild: M.E. / pixelio.de

Deutschlandweit haben vergangenes Jahr 1.787.339 Millionen Menschen eine Erwerbsminderungsrente bezogen, weil sie krankheitsbedingt frühzeitig aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind. Das waren 9406 Menschen weniger als 2018.

Gegenüber 2009 hat sich die Zahl der Betroffenen aber um 261.766 beziehungsweise 17 Prozent erhöht, wie aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hervorgeht, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) vorliegt. Die Zahl der Frauen, die wegen Krankheit nicht bis zum regulären Renteneintritt arbeiten können, ist 2019 auch gegenüber dem Vorjahr gestiegen, um 2269. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 159.648 Neuzugänge in die Erwerbsminderungsrente. Die Betroffenen erhielten im Durchschnitt 840 Euro.

Mit Abstand häufigster Grund für die krankheitsbedingte Jobaufgabe waren mit 41,9 Prozent psychische Störungen und Verhaltensstörungen, wie aus der Ministeriumsantwort weiter hervorgeht. Bei den Neuzugängen in die Erwerbsminderungsrente galt dies für fast jede zweite Frau (48 Prozent) und mehr als jeden dritten Mann (35,6 Prozent). Die mit 13,2 Prozent am häufigsten gestellte Diagnose lautete "depressive Störung". Vor zehn Jahren hatte der Anteil der depressiven Erwerbsminderungsrentner noch bei 6,3 Prozent gelegen.

"Psychische Erkrankungen sind inzwischen die Hauptursache für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben", sagte der AfD-Abgeordnete René Springer im Gespräch mit der "NOZ". "Der Wandel der Arbeitswelt, aber auch unzumutbare Arbeitsbedingungen wie ständige Erreichbarkeit, unbezahlte Überstunden und übermäßige Kontrolle werden diesen Trend vermutlich noch deutlich verschärfen."

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte am Montag eine Offensive für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz angekündigt. Seelische Leiden müssten "aus der gesellschaftlichen Tabu-Ecke" geholt werden, hatte er gesagt. AfD-Mann Springer sieht im hohen Anteil der psychisch kranken Erwerbsminderungsrentner auch ein Argument für ein bedingungsloses Grundeinkommen. Die Debatte werde immer lauter geführt, sagte Springer. "Das sollte man in Berlin nicht einfach so abtun, wie man es bei Sozialminister Hubertus Heil und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz erst kürzlich wieder erleben konnte."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)


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