ROBIN WOOD-Protest beim Bahnhofs-Jubiläum gegen das Prestige-Projekt S21
Archivmeldung vom 12.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas „Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21“ feiert heute den 80. Geburtstag des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Drei ROBIN WOOD-AktivistInnen haben zur Feier des Tages den Bahnhofsturm erklommen und dort unter Applaus von PassantInnen und FestbesucherInnen ein rund 80 Quadratmeter großes Banner mit der Aufschrift „K21 statt S21“ aufgehängt.
Damit wollen sie
dem Widerstand gegen den Bau des Tiefbahnhofs S21 in der Öffentlichkeit
mehr Geltung verschaffen. Das Kürzel K21 steht für ein Konzept zur
Umgestaltung des Eisenbahnknotens Stuttgart, bei dem der bisherige
Kopfbahnhof erhalten bleibt.
Der Stuttgarter Hauptbahnhof zählt aufgrund seines ausgeklügelten
Schienensystems zu den leistungsstarken Kopfbahnhöfen in Europa.
Trotzdem wollen Bahnchef Mehdorn, der baden-württembergische
Ministerpräsident Oettinger und Stuttgarts Oberbürgermeister Schuster
den Bahnhof - auf Kosten der SteuerzahlerInnen und Bahnreisenden -
abreißen lassen und Platz für ihr milliardenschweres Prestigeprojekt S21
schaffen. ROBIN WOOD lehnt dies ab, weil es kundenfreundlicher und
kostengünstiger ist, den bestehenden Kopfbahnhof zu modernisieren.
Der Kopfbahnhof kann mit seinen 16 Gleisen deutlich mehr Züge aufnehmen
als der geplante unterirdische Durchfahrtsbahnhof mit acht Gleisen, so
dass sich jetzt mehr direkte Umsteigeverbindungen herstellen lassen als
in Zukunft. Für die Fahrgäste, insbesondere Reisende mit viel Gepäck und
behinderte Menschen, ist der Kopfbahnhof zudem wesentlich bequemer, weil
sie auf einer Ebene den Bahnsteig wechseln können. Das Konzept für den
Tiefbahnhof S21 sieht vor, dass die Züge nicht länger als zwei Minuten
im Bahnhof halten dürfen. Ein Zug dürfte auch nicht mehr auf einen
verspäteten Zug warten, so dass Reisende auch bei kleineren Verspätungen
ihren Anschluss verpassen würden.
„Wir wollen einen Bahnhof, der fahrgastfreundlich und insbesondere
behindertenfreundlich ist. Das Konzept „Kopfbahnhof 21“ ist hier die
einzig richtige Wahl“, sagt Christian Grodotzki, Stuttgarter ROBIN
WOOD-Aktivist. „Der neue Kellerbahnhof ist dagegen völlig am Bedarf
vorbei geplant.“
Im Juni gab Ministerpräsident Oettinger das Aus für den Bau einer
zweiten Start- und Landebahn am Stuttgarter Flughafen bekannt. Das ist
nicht nur im Sinne des Klima- und Lärmschutzes eine gute Entscheidung.
Damit fällt auch ein wichtiges Argument der S21-Befürworter in sich
zusammen, die behaupteten, der neue Bahnhof sei auch wegen der zu
erwartenden drastisch steigenden Flugpassagierzahlen notwendig.
In der kommenden Woche stehen den S21-Freunden weitere schlechte Nachrichten ins Haus. Dann wird das Münchner Verkehrsberatungsbüro Vieregg und Rößler sein Gutachten zu den Kosten des Bahnhofsprojekts veröffentlichen. Schon jetzt ist klar, dass sie erheblich über den bisher veranschlagt 2,8 Milliarden Euro plus bereits jetzt einkalkuliertem Kostenrisiko von 1,3 Milliarden Euro liegen. „Es hätten alle viel gewonnen, wenn es bei Stuttgart 21 nicht die gleiche Hängepartie gäbe wie beim Transrapid“, so Grodotzki. „Man sollte das Projekt jetzt zügig beerdigen und den Kopfbahnhof modernisieren.“
Quelle: ROBIN WOOD