Bevölkerung mit Migrationshintergrund auf Rekordniveau
Archivmeldung vom 16.09.2016
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Freigeschaltet durch André OttMit rund 17,1 Millionen hatten im Jahr 2015 mehr Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund als je zuvor. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis des Mikrozensus 2015 weiter mitteilt, entsprach dies einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 4,4 %. Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung erreichte 21,0 %. Der außergewöhnlich hohe Anstieg ist vor allem auf ausländische Zuwanderer zurückzuführen. 2015 lebten 11,5 Millionen Zuwanderer in Deutschland, das waren 5,5 % mehr als im Vorjahr.
Die drei wichtigsten Herkunftsländer der Menschen mit Migrationshintergrund sind die Türkei, Polen und die Russische Föderation. Insgesamt 6,3 Millionen hatten ihre Wurzeln in den ehemaligen Gastarbeiteranwerbestaaten, darunter vor allem in der Türkei, in Italien und in Griechenland.
Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist im Schnitt deutlich jünger als die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund. Jede dritte Person unter 18 Jahren hatte einen Migrationshintergrund. Den höchsten Anteil gab es in der Altersgruppe der Kinder unter fünf Jahren (36 %). In der Gruppe der über 65 Jahre alten Bevölkerung lag der Anteil hingegen bei unter 10 %.
Die Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund unterscheidet sich hinsichtlich ihres Bildungsstandes; dies zeigt der direkte Vergleich der Personen im Alter von 25 bis 35 Jahren. Personen mit Migrationshintergrund hatten deutlich häufiger keinen Schulabschluss oder nur einen Hauptschulabschluss. Zudem hatten sie dreimal häufiger keinen Berufsabschluss. Akademische Abschlüsse erreichten beide Gruppen dagegen fast in gleichem Umfang.
Menschen mit und ohne Migrationshintergrund unterscheiden sich auch in ihrer Stellung auf dem Arbeitsmarkt. In der Altersgruppe der 25- bis unter 65-Jährigen waren Personen mit Migrationshintergrund seltener erwerbstätig, sie arbeiteten fast doppelt so häufig als Arbeiter und Arbeiterinnen, entsprechend seltener als Angestellte oder Beamte und sie waren fast doppelt so häufig ausschließlich geringfügig beschäftigt.
Der Bildungserfolg der Menschen mit Migrationshintergrund und ihre Integration in den Arbeitsmarkt variieren teilweise sehr deutlich je nach Herkunftsland. So hatten zum Beispiel 88 % der 25 bis 35 Jahre alten Personen mit chinesischen Wurzeln Abitur, aber nur 16 % der Personen mit türkischen Wurzeln. Auf dem Arbeitsmarkt erzielten beispielsweise die 25 bis 35 Jahre alten Menschen, die ihre Herkunft in Frankreich hatten, ein wesentlich höheres Einkommen (2 622 Euro) als Menschen mit bulgarischer Herkunft (1 352 Euro).
Methodische Hinweise:
Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde. Im Einzelnen umfasst diese Definition zugewanderte und nicht zugewanderte Ausländer, zugewanderte und nicht zugewanderte Eingebürgerte, (Spät-)Aussiedler sowie die als Deutsche geborenen Nachkommen dieser Gruppen.
Der Mikrozensus ist eine Stichprobenerhebung, bei der jährlich rund 1 % der Bevölkerung in Deutschland befragt wird. Um aus den erhobenen Daten Aussagen über die Gesamtbevölkerung ziehen zu können, müssen die Daten entsprechend hochgerechnet werden.
Es ist davon auszugehen, dass der Mikrozensus 2015 die Zuwanderung des Jahres 2015 nur teilweise widerspiegelt. Dies ist insbesondere auf die Schutzsuchenden zurückzuführen, die vor allem in der zweiten Jahreshälfte 2015 nach Deutschland kamen und in Erstaufnahmeeinrichtungen lebten, in denen generell keine Mikrozensus-Befragungen durchgeführt werden. Bei den Zugewanderten lassen sich im Mikrozensus darüber hinaus die Schutzsuchenden nicht eindeutig von anderen Ausländern unterscheiden, da nur das Herkunftsland erfasst wird.
Quelle: Statistisches Bundesamt (ots)