Präsident der Hochschulrektoren: Wichtige Ziele der Bologna-Reform verfehlt
Archivmeldung vom 14.08.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZehn Jahre nach dem Start der europäischen Studienreform in Deutschland sehen die Chefs der Hochschulen schwere Mängel. Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Horst Hippler, kritisierte, das neue System mache es den Studenten nicht leichter, ins Ausland zu gehen.
"Dieses Versprechen ist nicht wirklich erfüllt worden", sagte er in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung". Mehr internationale Mobilität ist ein Kernanliegen der sogenannten Bologna-Reform. Ein Punktesystem für die neuen Studiengänge Bachelor und Master sollte Leistungen vergleichbar machen und den Wechsel vereinfachen. Auslandsaufenthalte seien aber "nach wie vor schwierig", sagte Hippler.
Jeder fünfte Uni-Bachelor geht laut Statistik für ein Semester ins Ausland - die Bologna-Macher hatten sich mehr erwartet. Studenten beklagen oft Probleme bei der Anerkennung von Leistungen und den straffen Zeitplan von sechs Semestern für ein Bachelorstudium, der Mobilität unterbinde.
Hippler rügte zudem das Ziel der Reform, Studenten immer schneller zum Abschluss zu führen. Dass dieser Ansatz falsch sei, habe inzwischen auch die Wirtschaft erkannt: "Die Unternehmen brauchen Persönlichkeiten, nicht nur Absolventen." Der "Jugendwahn" sei an dieser Stelle vorbei.
Der HRK-Chef stellt sich damit gegen Bildungsministerin Annette Schavan (CDU). Sie hatte Bologna jüngst als "europäische Erfolgsgeschichte" gelobt, da mittlerweile immer mehr deutsche Studenten im Ausland studieren und schneller Abschlüsse erwerben.
Der Bologna-Prozess - 1999 auf europäischer Ebene initiiert und inzwischen von 47 Staaten getragen - ist in Deutschland offiziell umgesetzt. Vor zehn Jahren wurde dazu das Hochschulrahmengesetz novelliert und damit die neuen Abschlüsse Bachelor und Master eingeführt.
Horst Hippler, 65 Jahre alt, ist seit Mai Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, in der fast alle staatlichen Hochschulen in Deutschland organisiert sind.
Quelle: dts Nachrichtenagentur